LinkedIn Logo YouTube Logo
Laufzeitunterschiede in Single-Pair-Ethernet-Steckverbindern

Die Zukunftsfähigkeit des Steckgesichts

Die Anforderungen an die Leistungsfähigkeit von Daten-Steckverbindern steigen kontinuierlich. Das Ziel ist immer eine möglichst hohe Signalintegrität. Eine Steckverbinder-Eigenschaft, die in direktem Zusammenhang mit der Signalintegrität steht, sind Laufzeitunterschiede.

Zur weiteren Beurteilung sind eine direkte Messung und Evaluierung des Laufzeitunterschieds entscheidend. Die Herausforderung besteht in der Auswahl eines passenden Referenzwerts, da die IEC63171 diesen Parameter nicht konkretisiert. Ein erster Anhaltspunkt findet sich in der DIN EN60603-7-51. Diese Bauartspezifikation aus dem RJ45-Bereich legt einen Laufzeitunterschied von max. 1,25ns zwischen den verschiedenen Leiterpaaren eines RJ45-Steckverbinders fest.

Diese Anforderung ist jedoch nicht gleichbedeutend mit dem Laufzeitunterschied innerhalb eines differentiellen Leiterpaares. Offensichtlich gibt es hier normativ keine Anforderungen – was, wie oben beschrieben, auch nicht notwendig ist, weil das System bereits vollständig durch die Übertragungsanforderungen beschrieben ist. Daher wird als weitere Referenz der Laufzeitunterschied im Paar einer hochwertigen Twisted-Pair-Leitung betrachtet.

Das Messverfahren

Vektorielle Netzwerkanalysatoren erlauben eine sehr genaue Bestimmung der Laufzeit. Eine Möglichkeit ist die Messung der Phase, aus der sich die Laufzeit berechnen lässt. In einem ersten Schritt erfolgt die Kalibrierung mit einem elektronischen Kalibrierkit an den Enden der koaxialen Messleitungen. Danach wird die Phase der Transmissions-Streuparameter zwischen den Kalibrierebenen gemessen. Im Frequenzbereich von 300 bis 500MHz wurde jeweils ein vollständiger Phasensprung auf beiden Adern festgestellt. Jeweils zu Beginn und Ende des Phasensprungs werden die Phase und die Frequenz abgelesen und in ein, dem wissenschaftlichen Standard entsprechende Gleichung eingesetzt. Daraus ergeben sich Laufzeiten von 9,63 und 9,60ns für die beiden Adern. Folgerichtig liegt ein Laufzeitunterschied von 0,03ns innerhalb des Paares der Twisted-Pair-Leitung vor. Mögliche Ursachen können kleinste Unterschiede in den Materialien oder in den Geometrien der Adern oder der Aderisolierungen sein, beispielweise durch Fertigungstoleranzen bei der Verdrillung des Leiterpaares.

Da es sich bei der betrachteten Twisted-Pair-Leitung um ein Produkt aus dem mehrpaarigen Ethernet-Bereich handelt, ist davon auszugehen, dass aktuelle Übertragungssysteme mit derartigen Laufzeitunterschieden zuverlässig arbeiten. Deshalb kann dieser Laufzeitunterschied als Referenzwert für die Bewertung des gewinkelten Leiterplatten-Steckverbinders herangezogen werden. Der gewinkelte Leiterplatten-Steckverbinder von Phoenix Contact übertrifft die Anforderungen der IEC63171 und verursacht weniger Laufzeitunterschied als 2m Twisted-Pair-Leitung

Somit kann die Frage nach einem möglichen Widerspruch zwischen der Kontaktlängendifferenz und den Symmetrieanforderungen einer differentiellen Signalübertragung sicher beantwortet werden. Dazu wird der gewinkelte Leiterplatten-Steckverbinder im gesteckten Zustand mit einem IEC63171-2-Feldsteckverbinder vermessen. Beide Prüflinge werden mit exakt gleichlangen Semi-Rigid-Leitungen an einen vektoriellen Netzwerkanalysator angeschlossen.

Wieder wird die Phase der Transmissions-Streuparameter ermittelt. Im untersuchten Frequenzbereich sind jeweils zwei Phasensprünge auf beiden Leitern zu erkennen, die zur Berechnung der Laufzeiten genutzt werden. Im Frequenzbereich von ca. 790MHz bis ca. 2,39GHz betragen die Laufzeiten 0,649 und 0,631ns. Die Differenz ist 0,018ns. Im Frequenzbereich von ca. 2,33 bis ca. 4,1GHz machen die Laufzeiten 0,595 und 0,583ns aus, Differenz 0,012ns. Beide Werte sind kleiner als der Referenzwert von 0,03ns, der für den Laufzeitunterschied in einem Paar einer 2m langen Twisted-Pair-Leitung festgestellt wurde. Abschließend werden hier die von der IEC63171 spezifizierten Übertragungseigenschaften des Steckverbinder-Paares vorgestellt. Ihre Bestimmung erfolgt durch eine Streuparameter-Messung. Das SPE-Portfolio von Phoenix Contact ist gemäß IEC63171 Kategorie B bis 600MHz freigegeben. Normativ ist heute eine maximale Bandbreite von 1,25GHz nach Kategorie C vorgesehen. Die betrachteten Steckverbinder erfüllen beide Anforderungen sicher und sind sogar bei noch höheren Frequenzen sehr performant.

Fazit

Der gewinkelte Leiterplatten-Steckverbinder von Phoenix Contact übertrifft die Anforderungen der IEC63171 und verursacht weniger Laufzeitunterschiede als eine typische 2m lange Twisted-Pair-Leitung. Eine Kontaktlängendifferenz mag aus Sicht der Signalintegrität zunächst unkonventionell erscheinen. Diese Einschätzung trifft im hohen Gigahertz-Bereich sicherlich zu. Der Frequenzbereich aktueller und zukünftiger SPE-Applikationen wird jedoch maximal im unteren Gigahertz-Bereich liegen. Dort spielen kleine Asymmetrien keine Rolle. Phoenix Contact hat diesen Gestaltungsfreiraum gezielt zur konsequenten Miniaturisierung genutzt, um dem Markt ein kompaktes SPE-Portfolio mit höchster Packungsdichte zu präsentieren.

Seiten: 1 2Auf einer Seite lesen

Das könnte Sie auch Interessieren

Weitere Beiträge

Bild: Analog Devices
Bild: Analog Devices
Steigerung der Produktivität

Steigerung der Produktivität

Die Umstellung auf Industrie 4.0 oder das industrielle Internet der Dinge (IIoT) setzt sich fort, um mehr Effizienz, Sicherheit, Produktivität und niedrigere Gesamtkosten zu erreichen. Ein entscheidendes Element bei diesen Bemühungen ist die Gerätevernetzung. Dies kann eine Herausforderung sein, da es die Auswahl eines geeigneten Kommunikationsstandards und die Entwicklung der entsprechenden Schnittstellen und der zugehörigen Software erfordert, was alles die Einführung intelligenter Fabriken verlangsamen kann.

mehr lesen
Bild: Helmholz GmbH & Co. KG
Bild: Helmholz GmbH & Co. KG
Mit Peak Shaving 
zur Energiewende

Mit Peak Shaving zur Energiewende

Grüne Energie aus regionalen Quellen ist für die Mann Firmengruppe nicht nur ein erfolgreiches Geschäftsmodell, sondern eine Überzeugung. Deshalb geht das Unternehmen nun auch bei der Optimierung des Strom-Eigenverbrauchs neue Wege: Durch ein systematisches Peak Shaving, das Vermeiden von Lastspitzen, sparen die Westerwälder Strom und Geld. Die technische Voraussetzung dafür schaffen eine Monitoring-Software und Energy-Meter-Module von Helmholz.

mehr lesen
Bild: ROTH Steuerungstechnik
Bild: ROTH Steuerungstechnik
Problemlöser inside

Problemlöser inside

Roth Steuerungstechnik hat mit dem Operator Panel (ROP) ein Handbediengerät entwickelt, mit dem sich Maschinen nachträglich ausrüsten lassen, die auf Sinumerik-Steuerungen 810/840D Powerline basieren. Das Panel ersetzt 1:1 das nicht länger lieferbare Programmierhandgerät PHG sowie das HT6 von Siemens. Nicht zuletzt aufgrund der integrierten Kommunikationssoftware Accon-AGLink von Delta Logic stellt es eine moderne Alternative mit garantierter Ersatzteilverfügbarkeit und erleichterter Bedienung dar.

mehr lesen