Aluminium Norf, kurz Alunorf genannt, betreibt das größte Aluminiumschmelz- und Walzwerk der Welt. Das Unternehmen ist führend in der Herstellung von warm- und kaltgewalzten Aluminium-Bändern, aus denen die Endkunden zum Beispiel Dosen, Folien, Offset-Druckplatten und Automobilteile fertigen. Rund 1,5Mio. Tonnen gewalztes Aluminium verlassen jährlich das Werk im nordrhein-westfälischen Neuss, in dem rund 2.200 Mitarbeiter beschäftigt sind.
Vom Barren zum Coil
Im Aluminiumschmelzwerk wird zunächst der Werkstoff zu Barren gegossen. Daraus entstehen im Warmwalzbereich Bänder mit einer Dicke von wenigen Millimetern und einer Länge von bis zu 2 Kilometern. Im Kaltwalzbereich werden die Bänder dann noch einmal auf eine Dicke von nur 0,15mm heruntergewalzt – so dünn wie ein Blatt Papier. Im letzten Schritt werden die Aluminium-Bänder auf verschiedene Breiten zugeschnitten und auf Spulen aufgewickelt – sogenannte Coils. Rund 150.000 dieser Coils verlassen im Jahr das Werk. Für die Handhabung der Coils hat Alunorf eine Anlage konzipiert, die als Coil-Manipulator-Eingang bezeichnet wird. Herzstück ist ein Kran, der das Handling der frisch gewalzten Aluminium-Coils direkt vor dem Hochregallager übernimmt. „Der Kran ist eine Schlüsselstelle in der Produktion und stellt hohe Anforderungen an die Anlagenverfügbarkeit“, erläutert Thomas Bellinghausen, von Aluminium Norf. „Ein ungeplanter Ausfall blockiert bereits nach kurzer Zeit die vorgeschalteten Produktionsschritte und ist entsprechend kritisch.“
Verbesserte Sicherheit und Funktionalität
Entsprechend wichtig ist es, dass die Anlage stets auf dem neuesten Stand der Technik gehalten wird. 2021 widmete sich Alunorf deshalb dem in die Jahre gekommenen Schleppkabelsystem und holte aufgrund guter Erfahrung mit den Energieführungen Tsubaki Kabelschlepp an Bord. Im Wesentlichen gab es zwei Gründe für die Erneuerung der Energieführung: Einerseits waren neue Leitungen für die Datenübertragung hinzugekommen, die zusätzlich geführt werden mussten. Andererseits wollte man zeitgleich eine Sicherheitslücke schließen – der Mitnehmer des alten Festoon-Systems fuhr auf Stehhöhe und machte einen Aufenthalt während der Verfahrung, etwa zu Wartungszwecken, sehr gefährlich. „Es galt, den Mitnehmer so zu gestalten, dass der Lauf- bzw. Wartungsgang während des Verfahrens der Anlage frei bleibt“, so Tobias Holschbach, Team Leader Application Engineering bei Tsubaki Kabelschlepp. „Eine weitere Anforderung war, die bestehende Struktur der Anlage aus statischen Gründen so wenig wie möglich zu verändern.“
Bewährte Energiekette mit individuellen Anpassungen
Die Experten von Tsubaki Kabelschlepp konstruierten und lieferten einen kundenspezifischen Unterbau. Somit ließen sich die Schnittstellen des alten Hängekabels wiederverwenden und die neue Energiekette konnte problemlos montiert werden. Zum Einsatz kommen zwei Ketten des Typs MC0950 in gegenläufiger, gleitender Anwendung. Das macht es möglich, die Daten- und Stromleitungen separat zu führen und somit eventuelle Interferenzen zu verhindern. „Die M-Serie gehört zu unserer flexiblen Vario-Line“, erklärt Tobias Holschbach. „Es handelt sich dabei um eine multivariable Energieführung mit vielfältigen Stegvarianten.“ Die robusten Energieführungsketten überzeugen unter anderem mit einer besonders stabilen Konstruktion der Laschen und einem minimierten Gelenkverschleiß durch das Topf-Deckel-Prinzip: Hierbei werden die Zug- und Schubkräfte nicht wie üblich über die Bohrung-Bolzen-Verbindung, sondern über das großflächige, gekapselte Anschlagsystem übertragen. Auswechselbare Gleitschuhe sorgen für eine lange Lebensdauer auch bei hoher Beanspruchung – wenn sie verschlissen sind, können sie einfach erneuert werden.
Komplett-Service
Das Service-Team des Energieführungs-Spezialisten montierte und implementierte das Komplettsystem mit Ketten, Unterkonstruktion, Leitungen, Führungskanal und Mitnehmeranbindung während des weihnachtlichen Anlagenstillstands. „Gemeinsam mit Alunorf konnten wir so die Wiederverfügbarkeit der Anlage rechtzeitig zum Produktionsstart im neuen Jahr sicherstellen“, betont Tobias Holschbach. Alunorf profitierte davon, dass bei diesem Projekt alles aus einer Hand erfolgte – vom Erstellen eines Konzeptes über die Konstruktion des Mitnehmerarms bis hin zur kompletten Installation der Kette und nicht zuletzt der Wartung. „Wir haben ein Komplettpaket beauftragt und erhalten“, so Thomas Bellinghausen. „Während der Projektabwicklung wurden wir mittels Zeichnungen und Vorortbegehungen über die einzelnen Schritte auf dem Laufenden gehalten. Probleme wurden direkt angesprochen, sodass wir gemeinsam Lösungen erarbeiten konnten.“ Inzwischen läuft die Energieführung erfolgreich und reibungslos im Betrieb. Dabei zeigte sich eine weitere Verbesserung gegenüber der alten Lösung: Das Schleppkabelsystem zog den Kran kurz nach dem Stillstand immer noch einmal zurück, was einen negativen Einfluss auf die Positionierung der Automatikanlage hatte. Mit der neuen Energiekette gehört dieser Effekt der Vergangenheit an – das Ergebnis ist eine Beruhigung des gesamten Systems.