Interview mit Sven Meister, Key Account Manager Automotive bei Bihl+Wiedemann

„Für jeden Maschinenbauer interessant“

Verkaufszahlen im fünfstelligen Bereich, Anwendungen von der Automobilindustrie bis zur Fördertechnik und Verpackungsanlagen: Für Bihl+Wiedemann ist ASi-5 bereits jetzt eine Erfolgsgeschichte. Das versichert Key Account Manager Sven Meister. Im Gespräch mit dem SPS-MAGAZIN erklärt er, warum das ASi-5-Portfolio im Markt immer mehr Anhänger findet - auch für die Anbindung von IO-Link-Geräten.
Bild: Bihl+Wiedemann GmbH

Was sind die primären Gründe für die positive Entwicklung der neuen AS-Interface-Generation?

Sven Meister: ASi-5 ist sehr zukunftssicher, weil es große Datenmengen mit hoher Geschwindigkeit übertragen kann. Anwender hatten sich solch eine Leistungssteigerung lange gewünscht, aber es war technisch nicht leicht, sie zu realisieren. Zudem bietet ASi-5 alle Optionen für eine effiziente Integration intelligenter Sensoren, wie sie immer mehr in modernen Maschinen verbaut werden. Sehr gut lässt sich das an einem Beispiel aus der Telekommunikation erläutern. Früher hat die analoge Telefonie nur die Sprache im Originalfrequenzband übertragen. Dann kam DSL hinzu – über dieselbe Leitung, parallel nutzbar und ohne sich gegenseitig zu stören. In unserem Fall ist die analoge Telefonie ASi-3, das auf einer Frequenz von 167kHz kommuniziert. ASi-5, sozusagen unser DSL, nutzt dagegen den Frequenzbereich zwischen 1 und 10MHz. So ist sichergestellt, dass man ASi-3 und ASi-5 parallel auf ein und derselben Infrastruktur verwenden kann. Mit unseren Produkten bieten sich dem Anwender über die einfache Verdrahtung hinaus zudem weitere automatisierungstechnische Vorteile.

Wie sehen diese Vorteile konkret aus?

Meister: Oft sind schon Geschwindigkeit und Datenbreite entscheidend. Pro Teilnehmer können bis zu 32Byte Prozessdaten zyklisch übertragen werden, also etwa auch Daten von RFID- oder Barcode-Readern. Auch die Übermittlung von farbigen Bildern ist über ASi-5 möglich, z.B. für Anzeigendisplays oder elektronische Schilder. Nach wie vor sind für den Anschluss von Geräten keine großen Steckverbinder notwendig und der Monteur vor Ort muss auch nicht mit Litzen im Feld hantieren. Anschaltmöglichkeiten können also platzsparend und kostengünstig umgesetzt werden. Gleiches gilt für die Adressierung von Modulen, zumindest bei Bihl+Wiedemann. Alle Teilnehmer werden einfach durchnummeriert. Das kann man entweder mit einem Handadressiergerät oder dem Konfigurations-Tool Asimon360 machen. Mit der PC-Software lassen sich aber nicht nur alle Einstellungen für die an den jeweiligen ASi-Kreisen angeschlossenen Module vornehmen. Sie bietet auch eine Schnittstelle zu Schaltplanprogrammen wie Eplan. Darüber hinaus liefert Asimon360 auch die notwendigen Datentypen für das Abbild in der übergeordneten Steuerung. Im Störungsfall wird eine defekte Komponente ebenso automatisch über die Steuerung identifiziert und ggf. per Plug&Play ausgetauscht.

Wie sieht es mit den Kosten bei ASi-5 aus?

Meister: Die Hardware von ASi-5 muss auch wirtschaftlichen Betrachtungen standhalten. Aber sie ist nur einer von mehreren Aspekten, die zur Wirtschaftlichkeit von ASi-5 beitragen. In der deutschen Automobilindustrie, in der bereits mehrere tausend ASi-5-Module von uns im Einsatz sind, hat man längst erkannt, dass diese Verdrahtungs- und Automatisierungslösung das Handling und die Instandhaltung wesentlich vereinfacht. Essenziell ist auch die Einfachheit, mit der sich etwaige Fehler erkennen und beheben lassen. Die jetzt deutlich diagnosefähigere Verdrahtungstechnik AS-Interface hat ihre zweite Chance in der Automobilindustrie damit bereits genutzt. Aber auch in anderen Branchen setzen unsere Kunden ASi-5-Komponenten bereits ein – nicht zuletzt wegen des fairen Preis/Leistungs-Verhältnisses. So haben wir etwa IO-Link-Master im Programm, deren Port-Zahl individuell skalierbar ist. Nach dem Motto: Nur kaufen und bezahlen, was auch wirklich benötigt wird. Bei der Leistungsfähigkeit des Systems sind wir in der Liga von ethernetbasierten Feldbussystemen angekommen, können aber durch die weniger komplizierte Technologie die Kosten und den Aufwand verringern.

Wie breit ist Bihl+Wiedeman bei ASi-5 produkttechnisch schon aufgestellt?

Meister: AS-Interface ist quasi die DNA unseres Unternehmens. Deshalb haben wir schon parallel zu den sich abzeichnenden technischen Spezifikationen von ASi-5 mit der Entwicklung erster Geräte begonnen, diese im Feld getestet und Praxiserfahrung gesammelt. Dabei haben wir viel über stabile Datenkommunikation, mögliche Fehlerursachen und Diagnoseansätze gelernt – und die Eigenschaften und Methoden in unseren Geräten verbessert. Mit unseren Produkten ist es möglich, die große Bandbreite von ASi-5 individuell zu nutzen – etwa, um bestimmte Daten schneller zu übertragen, dafür andere langsamer oder weniger häufig. Übertragungskonfigurationen wie diese sind als Profile in unseren Modulen hinterlegt. Wir haben uns auch angeschaut, welche Hardware die Anwender benötigen. Neben dem Einsammeln von IO-Link-Teilnehmern wird auch die Flexibilitat bei der Verwendung von I/Os immer wichtiger. Deshalb haben wir jetzt auch ein selbstkonfigurierendes Modul im Sortiment, das je nach Bedarf über bis zu 16 I/Os verfügt.

Wo hört die Standardisierung auf, wo fangen Flexibilitat und Individualisierung an?

Meister: Aufgrund der Verwendung von ASICs, die die spezifizierten Übertragungsmechanismen abbilden, ist das ASi-5-System in Bezug auf die Kompatibilität ausgezeichnet aufgebaut. Gleichzeitig kann man als Hersteller aber durch intelligente Methoden zur Einstellung der Übertragungsparameter – optimiert auf die jeweiligen Topologieeigenschaften im Hintergrund – oder durch intelligent parametrierbare Hardware quasi im Vordergrund positiven Einfluss auf kunden- oder anwendungsspezifische System-Performance nehmen. Mit unseren Produkten haben wir also die ASi-5-Technologie als Trägerschicht genommen und anwendungsorientierte, teilweise individualisierte Hardware-Lösungen und User Interfaces aufgesetzt. ASi-5 ist selbstverständlich kompatibel, leistet bei Bihl+Wiedemann aber schon viel mehr.

Sie sprachen eben schon von der Automobilindustrie. Welche anderen Branchen sollten sich aus Ihrer Sicht mit ASi-5 befassen?

Meister: Im Grundsatz ist ASi-5 für jeden Maschinen- oder Anlagenbauer interessant, der im Feld viele Signale einsammeln muss, dies technisch und wirtschaftlich sinnvoll lösen möchte und gleichzeitig auch offen ist für smarte Automatisierung mit intelligenten Sensoren und Aktuatoren. Aber nicht nur direkt im Feld, sondern auch in Schaltschränken oder Schaltkästen können die Teilnehmer flexibel eingesetzt werden. Damit bleibt der Verdrahtungsvorteil von AS-Interface selbstverständlich auch in der ASi-5-Generation erhalten.

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