
Die Arbeitswelt des deutschen Mittelstands verändert sich. Doch wie groß ist der Fortbildungsbedarf? Was steht der Weiterbildung in den Unternehmen entgegen? Antworten darauf gibt die Coursera-Studie ‚Status Quo, Bedarf und Zukunft der beruflichen Weiterbildung im deutschen Mittelstand‘ der Lernplattform Coursera. Im Rahmen einer Studie im Auftrag von Arlington Research wurden im März 2024 insgesamt 150 Entscheidungsträger in Unternehmen aus Industrie, Handel sowie IT, Transport und Logistik mit 50 bis 200 Mitarbeitenden zu Weiterbildungsthemen befragt, die für Auswahl und Erwerb von Mitarbeiterschulungen verantwortlich sind. Gleichzeitig wurden 200 Mitarbeitende befragt, von denen 91 Prozent berufliche Weiterbildungen angeboten bekommen und 87 Prozent bereits an diesen teilgenommen haben.
Laut Studie divergiert die Wahrnehmung zwischen Arbeitgebenden und Arbeitnehmenden darüber, wie gut vorbereitet Mitarbeitende für ihr Berufsleben sind: Demnach denkt die Hälfte der Arbeitgebenden (55 Prozent), dass ihre Mitarbeitenden glauben, für ihre gewohnte Arbeit keine neuen Fähigkeiten zu benötigen. Laut den Arbeitnehmenden selbst gehen tatsächlich 90 Prozent davon aus, ihre jetzigen Kompetenzen reichten für die künftigen Anforderungen am Arbeitsmarkt aus.
Mehrheit sieht Qualifikationsdefizite
Insgesamt sehen 61 Prozent der Unternehmen einigen oder sehr deutlichen Nachqualifizierungsbedarf ihres Personals. Der Coursera-Studie zufolge ist zeitliche Verfügbarkeit das Hindernis, das die meisten befragten mittelständischen Unternehmen betrifft (41 Prozent). In dieses Bild passt, dass zwar neun von zehn (91 Prozent) der Beschäftigten bestätigen, dass ihr Unternehmen Fortbildungs- und Trainingsveranstaltungen anbietet. Jedoch werden in lediglich 43 Prozent der Unternehmen solche Maßnahmen regelmäßig angeboten. Als weitere Herausforderung nennen die Unternehmen die Kosten für Weiterbildungsangebote (35 Prozent), den Mangel an qualitativ hochwertigen Weiterbildungsressourcen (30 Prozent) sowie regulatorische Einschränkungen (23 Prozent). 29 Prozent der Arbeitgebenden nennen zudem das Desinteresse der Mitarbeitenden als Weiterbildungshürde. Diese Wahrnehmung unterscheidet sich von Aussagen der Arbeitnehmenden selbst, wonach zwei Drittel (66 Prozent) sich sogar mehr Fortbildungs- und Trainingsangebote ihres Unternehmens wünschen.
Liegt es am Bildungssystem?
Laut 70 Prozent der Arbeitgebenden bereitet das deutsche Bildungssystem junge Menschen nicht adäquat auf die heutige Arbeitswelt vor. Während 19 Prozent der Unternehmen dieser Aussage nicht zustimmen, sagt mehr als die Hälfte (56 Prozent) der Arbeitnehmenden, das Bildungssystem habe sie gut auf den jetzigen Job vorbereitet. Diese Ansicht teilt ein wesentlich höherer Anteil älterer Mitarbeitender – 75 Prozent der über 55-Jährigen – verglichen mit 49 Prozent der 25-34-jährigen Mitarbeitenden, die dies annehmen. Dies deutet darauf hin, dass Schulen, Universitäten und Ausbildungsstätten in Deutschland heute größere Schwierigkeiten haben, mit den Kompetenzanforderungen der modernen Arbeitswelt mitzuhalten.