
Auffällig ist die Entwicklung bei größeren Unternehmen. Die Anzahl der Insolvenzen von Firmen mit einem Jahresumsatz von mindestens fünf Millionen Euro soll voraussichtlich bis Ende des Jahres erneut deutlich anstiegen. Zwar sei nicht mit einem Anstieg von über 40 Prozent zu rechnen, wie es 2024 der Fall war, aber alle Indikatoren weisen darauf hin, dass weiterhin mit zweistelligen Zuwachsraten zu rechnen ist, was im ungünstigsten Fall sogar in einem neuen Höchststand bei den Großinsolvenzen münden könnte.
Konjunktureller Aufschwung ist noch nicht absehbar
Der Insolvenztrend wird durch mehrere Faktoren gestützt: Zum einen ist und bleibt das wirtschaftliche Umfeld angespannt. Zum anderen belasten hohe Finanzierungskosten und steigende Betriebsausgaben viele Unternehmen. Erschwerend kommt ein deutliches Nachfragedefizit hinzu, das sowohl den privaten Konsum als auch B2B-Geschäfte betrifft. Die Folge: stagnierendes Wirtschaftswachstum. Die Insolvenzahlen des Baugewerbes bilden dabei weiterhin einen Ausreißer. Mit über 1.000 Unternehmensinsolvenzen in diesem Segment wird ein Anstieg von 18% gegenüber dem 2. Halbjahr 2024 verzeichnet. Hier kommt neben der schlechten Konjunktur eine strukturelle Krise historischen Ausmaßes hinzu.
Kurzfristige politische Entlastungen seien laut STP kaum zu erwarten. Zwar plane die neue Regierung wichtige Maßnahmen wie die Unternehmenssteuerreform und einen 500-Milliarden-Euro-Infrastruktur-Fonds, doch deren Wirkung werde erst mittelfristig spürbar sein. Im Gegensatz dazu sind die Folgen der amerikanischen Zollpolitik und die Auswirkungen des Ukraine-Kriegs bereits heute signifikant.
Die Halbjahresbilanz des Insolvenzgeschehens zeigt, dass die Insolvenzdynamik in Deutschland demnach auch 2025 hoch bleiben wird. Sowohl Unternehmen als auch private Haushalte stehen unter starkem wirtschaftlichem Druck – eine nachhaltige Trendumkehr ist aktuell nicht in Sicht.