Produktionsplus von 1,5 Prozent erwartet
„Für 2017 rechnen wir insgesamt mit einem Zuwachs von 1,5 Prozent bei der realen Produktion und einem Umsatzanstieg auf 182Mrd.E“, so Ziesemer. Damit bestätigt der ZVEI seine Prognose vom Jahresanfang. „Obwohl die allgemeinen Geschäftserwartungen der Unternehmen aktuell hoch sind, bleiben wir für das Gesamtjahr zurückhaltend. Grund hierfür sind politische Risiken. Der wirtschaftspolitische Kurs der USA ist weiterhin unklar, die Folgen des Brexit sind noch nicht abzuschätzen. Hinzu kommen die Spannungen mit der Türkei und die wirtschaftliche und politische Unsicherheit in Italien“, so Ziesemer weiter. Die USA sind – nach China – der zweitgrößte Exportabnehmer. Großbritannien steht an Stelle vier, Italien auf Platz sieben. Die Türkei rangiert auf Platz 15. Auch was den Bestand an Direktinvestitionen der deutschen Elektroindustrie im Ausland anbelangt, seien alle vier Länder von großer Bedeutung. Die kumulierten Elektroausfuhren in die USA, nach Großbritannien, Italien und in die Türkei beliefen sich im vergangenen Jahr auf 38Mrd.E. Das sind mehr als ein Fünftel der gesamten Branchenausfuhren. Die Investitionen kamen zusammengenommen zuletzt auf 10,8Mrd.E. Dies entspricht knapp einem Viertel des gesamten Bestandes an Direktinvestitionen der Branche im Ausland. In einer aktuellen Konjunkturumfrage des ZVEI gaben zwar knapp ein Drittel der Unternehmen an, dass ihre Aktivitäten aus US-Niederlassung heraus stimuliert werden könnten. Gleichzeitig befürchten aber drei Viertel der Firmen Bremsspuren für ihr Exportgeschäft mit den USA. Großbritannien hat nach Deutschland den zweitgrößten Elektromarkt in Europa. Die Mehrzahl der Elektroindustrie-Unternehmen ist dort laut Ziesemer mit eigenen Produktions- und/oder Vertriebsstätten engagiert. 87 Prozent der dort ansässigen Firmen gaben in einer Umfrage an, dass die EU auf die Entscheidung der Briten mit einer stärkeren Integration reagieren solle.
Industrie 4.0: Neue Geschäftsmodelle entstehen
„Vor einem Jahr standen konkrete Industrie-4.0-Anwendungsfälle im Vordergrund. In diesem Jahr rücken neue digitale Geschäftsmodelle vor“, betonte der ZVEI-Präsident. Zu dieser Entwicklung hätten die Plattform Industrie 4.0, das Standardization Council Industrie 4.0 und das Labs Network Industrie 4.0 beigetragen. „Industriepolitisch sind wir gut aufgestellt, unsere Arbeit ist erfolgreich und findet international hohe Beachtung.“ Dem ZVEI ist wichtig, dass bei der Implementierung von Industrie 4.0 jeder mitmachen kann. Das gemeinsame Open-Source-Projekt openASS mit der RWTH Aachen zeigt, wie sich Industrie-4.0-Anwendungen unternehmensübergreifend umsetzen lassen.
Fokus auf Innovationen, Wertschöpfung und Fachkräfte legen
Zur Bundestagswahl 2017 hat der ZVEI erneut Wahlprüfsteine vorgelegt. Um Deutschland zukunftssicher zu machen, sieht der Verband drei Schwerpunkte: Erstens, die Innovationsfähigkeit von Unternehmen durch eine steuerliche Forschungsförderung in Höhe von mindestens zehn Prozent der gesamten F&E-Aufwendungen zu stärken. Zweitens, die digitale Wertschöpfung auszubauen. Voraussetzung hierfür sei eine wettbewerbsfähige, digitale Infrastruktur. Schließlich drittens, mehr Investitionen in Weiterbildung zu tätigen. Der digitale Wandel werde im Wesentlichen mit bestehenden Belegschaften zu bewerkstelligen sein. „Wir brauchen neue Konzepte, die die digitalen Kompetenzen entlang der Bildungskette erhöhen“, so Ziesemer.