Ist auf dem Markt eine Ablöse von klassischen HMIs durch mobile Handhelds bemerkbar?
Ja, es zeichnet sich ein langsamer Wechsel ab. Aber der wird sich – gerade in den konservativen Branchen – noch lange hinziehen. Und er wird auch nicht überall stattfinden. Deswegen hält Exor an beiden Technologien fest. Was sich übergreifend abzeichnet, ist der Wunsch, die Visualisierung komplett standortunabhängig zu realisieren. Genauso sollen sich komplexe Abläufe vereinfacht darstellen lassen. Eine intuitive Bedienung wird immer stärker vorausgesetzt. Schließlich müssen alle Seiten trotz des Fachkräftemangels mit der Applikation umgehen können.
Was tut sich auf Seite der IPCs bei Exor?
Wir haben zur SPS ein neues IPC-Multitalent auf Basis des Atom-Elkhart-Lake-Prozessors mitgebracht, mit dem sich 70 bis 80 Prozent der klassischen Anwendungen lösen lassen. Diesen Rechner gibt es als Box-IPC für die Hutschiene sowie als Panel-PC in den Größen 10, 15 und 21″. Das Gerät ist als Visualisierungs-IPC mit Windows bzw. Linux oder auch als Edge Device verwendbar. Im nächsten Zug werden Core-I-Varianten ergänzt. Da alle unsere Geräte modular aufgebaut sind, lässt sich die neue IPC-Familie wunderbar Schritt für Schritt ausbauen. Wie bereits gesagt: Skalierbarkeit ist heute ein sehr wichtiges Schlagwort. Damit wollen wir uns zunehmend im Segment der klassischen IPCs positionieren.
Ist dieser Markt nicht schon ausgesprochen eng besetzt?
In der Tat. Allerdings treten wir auch dort als Lösungsanbieter auf, der mit seinem Fokus auch die Visualisierung und Cloud abdeckt. Mit diesem durchgängigen Angebot folgen wir letztlich der aktuellen Entwicklung auf dem Markt – was auch gut auf der Messe zu sehen war.
Inwiefern?
Den Besuchern der SPS zeigen wir anschaulich, wie man mit dem Exor- und Corvina-Porfolio Durchgängigkeit erreicht – vom HMI bis in die Cloud. Und das sogar an zwei spannenden Messe-Exponaten. Zum einen haben wir eine Maschine aus unserer Produktion in Verona mitgebracht, die Touchscreens kalibriert. Sie wurde komplett von Exor entwickelt und mit hauseigener Technik ausgestattet, vom Handheld über das Field Device bis zum Edge Gateway. Parallel ist sie – wie alle Produktionsanlagen der Exor-Fertigung – über Corvina an die Cloud angebunden. So kann sich der Bediener z.B. aus der Ferne ein 3D-Modell der Maschine mit allen Live-Daten anzeigen lassen. Durch die hohe Performance von Corvina ist die Latenzzeit dabei äußerst gering. Auf dem Visualisierungs-Dashboard an der Maschine kann der Bediener zudem alle Prüfmuster bzw. -daten aufrufen und die Testberichte granular einsehen. Durch die gute Abstimmung von Hard- und Software ist dafür nicht einmal ein Panel-PC notwendig. Alles läuft auf der Embedded Software eines einfachen HMIs.
Worum geht es beim zweiten Messeexponat?
Hier blicken wir etwas in die Zukunft – mit einem cloudfähigen humanoiden RoBee-Roboter von Oversonic. Er lässt sich mit Corvina vollständig über ein Panel steuern. Ein Fokus liegt hier in Nürnberg darauf, direkt mit den Messebesuchern in Kontakt zu treten und in verschiedenen Sprachen Interessensgebiete abzufragen. Bei einem Treffer wird dann unmittelbar der passende Mitarbeiter am Messestand per SMS benachrichtigt. Auch vom Datenmanagement bis zur Fernwartung hat Oversonic alles über Corvina gelöst – in einem eigenen Marketplace. Der Anwender kann also einfach und flexibel sein eigenes Geschäftsmodell auf der Cloudplattform implementieren. Genauso gut kann er Corvina aber auch als gemeinsames Ökosystem mit anderen Anwendern nutzen. Die Cloudplattform zielt also nicht darauf ab, mehr Kundenbindung zu erzwingen. Ganz im Gegenteil: Der Anwender bleibt ganz flexibel, was die Automatisierungstechnik angeht. Diese Freiheit ist umso wichtiger, da Corvina nicht nur für den Maschinenbau sehr attraktiv ist.