Rund um den ursprünglich vorgestellten dynamischen Energiespeicher ist über die Zeit eine ganze Produktfamilie entstanden. Wie geht es hier weiter?
Koch: Unser Elektronikangebot war am Anfang ja durchaus exotisch – für uns genauso wie für den Markt. Das hat sich aber in den vergangenen sieben Jahren doch deutlich geändert. Zum einen hat der Markt verstanden, welche Vorteile das moderne Management von Antriebsenergie bringen kann. Zum anderen bieten wir heute nicht mehr nur einzelne Speichermodule an, sondern konfektionieren auf Wunsch komplette Schaltschränke. Das funktioniert sehr gut, weil der DES und seine Geschwister von Beginn an auf Plug&Play ausgelegt waren. Die Inbetriebnahme der Geräte erfolgt letztendlich genauso einfach wie die eines Bremswiderstands. Diesen Anspruch der Einfachheit hatten wir schon bei PTC-basierten Widerständen und wir werden ihm auch weiterhin folgen. Der Kunde muss den Übergang vom passiven Bremswiderstand zu unserer aktiven Elektronik und dem Management von Antriebsenergie ohne großen Aufwand und spezielles Engineering vollziehen können.
Findet dieses Versprechen bei den Kunden Gehör?
Koch: Bei neuen Ansätzen ist immer erst einmal Überzeugungsarbeit nötig. Das war bei unseren PTC-Widerständen so und so ist es auch bei den dynamischen Speicherprodukten. Schließlich animieren wir den Anwender dazu, komplett neue Wege zu gehen. Um erfolgreich zu sein, müssen wir dabei belegen, dass wir wirklich wissen, über was wir reden, und dass unsere Produkte kein Versuchsballon, sondern getestete, bereits vielfach eingesetzte sowie langfristig verfügbare Lösungen sind. Das schaffen wir bei mehr und mehr Kunden und deshalb bin ich sehr zuversichtlich, dass wir mit unseren Speicherlösungen zeitversetzt eine ähnliche Erfolgskurve hinbekommen, wie bei den Bremswiderständen. Das zeichnet sich in den Zahlen auch heute bereits ab und folglich sind wir auf wachsende Stückzahlen vorbereitet. Sollte die Nachfrage aufgrund steigender Energiepreise oder eines Bewusstseinswandels hin zu modernen dynamischen Lösungen plötzlich sprunghaft ansteigen, hätten wir aber natürlich auch kein Problem damit. Denn aktuell sind wir es gewohnt, bestellte Produkte noch am gleichen Tag auszuliefern – wenn es dann zu Lieferzeiten von zwei bis drei Wochen käme, wäre das für den Kunden in der Regel auch kein Beinbruch.
Welches Resümee können Sie für Ihre Firma nach 20 erfolgreichen Jahren ziehen?
Koch: Es gibt immer zwei Seiten einer Medaille: Als heutiges Start-up geht man typischerweise zur Bank oder sucht sich einen Investor und zieht das neue Geschäft mit einem Startkapital von zig Millionen Euro auf. Dann hätte man – sofern man am Markt überlebt – nach 20 Jahren wohl einige Tausend Mitarbeiter. Das Team der Michael Koch GmbH zählt nach 20 Jahren erst 43 Mitarbeiter – wir haben aber auch von Beginn an einen anderen Ansatz verfolgt. Unser Weg war stets von dem Wunsch nach möglichst viel Selbstständigkeit geprägt und davon, nicht in Abhängigkeit von Banken agieren zu müssen. Es ist meines Erachtens eine Stärke des klassischen deutschen Mittelstands, Wachstum möglichst aus dem eigenen Geschäft zu finanzieren. Und das ist uns bisher gut gelungen.
Ist aus dieser Perspektive ein Ende Ihrer Reise in Sicht?
Koch: Nein, die Reise geht weiter. Wie gesagt, werden wir zwar sicher nicht so schnell zum Großkonzern, aber ich bin überzeugt, dass wir auch als Familienunternehmen zukünftig wachsen und unseren Kunden weitere Vorteile bieten können. Dabei bleiben wir sicherlich dem Maschinenbau und der Antriebstechnik in unserer Welt von Gleichstromkreisen und Zwischenkreisen treu. Denn in diesem Umfeld, in dem wir jetzt 20 Jahre Know-how und Kompetenz aufgebaut haben, gibt es noch eine ganze Menge zu tun.