Intralogistik und Industrie 4.0

Paradigmenwechsel in der smarten Fabrik

Die Automatisierungstechnik hat sich über die Jahre stetig weiterentwickelt - schneller, besser und effizienter sind Antriebe und Steuerungen geworden. Aber einen echten Paradigmenwechsel gab es bislang nicht. Mit den Ansätzen von Industrie 4.0 und der smarten Fabrik steht Fabrikbetreibern aber ein solcher ins Haus - auch und gerade in Bezug auf Intralogistik und Fördertechnik. SEW-Eurodrive antwortet darauf mit einer komplett neuen Generation seiner Antriebs- und Automatisierungstechnik.
An seinem Standort in Graben-Neudorf testet SEW eigenentwickelte Lösungen unter realen Produktionsbedingungen.
An seinem Standort in Graben-Neudorf testet SEW eigenentwickelte Lösungen unter realen Produktionsbedingungen.Bild: SEW-EURODRIVE GmbH & Co KG

Das Unternehmen SEW-Eurodrive hat sich früh auf eine enge Zusammenarbeit mit den Kunden besonnen. „Die Philosophie des Unternehmens war schon immer, nah am Anwender zu sein, um herausfinden welche Sorgen und Nöte ihn wirklich beschäftigen“, erklärt Dr. Hans Krattenmacher, Leiter Entwicklung Elektronik bei SEW-Eurodrive, den eigenen Anspruch. „Dieses Vorgehen hat uns immer davor bewahrt, in eine falsche Richtung zu laufen, und deshalb widmen wir uns heute mit diesem Ansatz auch Themen wie der Smart Factory oder Industrie 4.0.“ Voraussetzung dafür sei, dass das eigene Handeln und Tun immer wieder kritisch hinterfragt wird.

SEW-Eurodrive hat unter dem Namen Movi-C eine komplett neue Generation seiner Automatisierungs- und Antriebstechnik angekündigt.
SEW-Eurodrive hat unter dem Namen Movi-C eine komplett neue Generation seiner Automatisierungs- und Antriebstechnik angekündigt. Bild: SEW-EURODRIVE GmbH & Co KG

Fokus auf die Intralogistik

„In der Zeit der Smart Factory und der allumfassenden Vernetzung, muss man sein Handwerk wirklich beherrschen und die Anwendungen und Branchen genau verstehen, die man anspricht.“ Historisch bedingt ist SEW-Eurodrive vor allem im Bereich der Intralogistik sehr stark aufgestellt. „Überall dort, wo etwas von A nach B transportiert wird, gedreht oder gewendet, ein- oder ausgelagert, gehoben oder gesenkt – kurzum: überall, wo etwas bewegt wird, sind wir mit unseren Produkten vertreten“, betont Krattenmacher. Das betreffe nicht nur klassische Getriebe und Motoren, sondern auch die Steuerungs- und Leistungselektronik. Die Anforderungen in diesem Bereich sind zwar über die letzten 30 Jahre gewachsen, haben sich laut Krattenmacher aber nicht grundlegend verändert. „Die Technik hat sich weiterentwickelt, es ist mehr Elektronik hinzu gekommen und mehr Kommunikation – der Grundablauf hat sich aber nicht wesentlich verändert.“

Die Fabrik von morgen

Heute muss man sich laut Krattenmacher aber die Frage stellen, ob dieser doch eher langsamere Wandel auch weiterhin Bestand hat: „Wenn man sich ernsthaft mit dem Aufbau einer Smart Factory auseinandersetzt, dann stellt man fest: Die Intralogistik wird zum ersten Mal seit langer Zeit ganz anders aussehen.“ Fertigungsschritte und damit auch die Transport- und Handhabungsprozesse sollen plötzlich in unabhängigen und eigenständigen Produktionsmodulen stattfinden. Nur dann ist eine Produktionsanlage so flexibel aufzubauen, dass sie sich schnell erweitern, umbauen oder anpassen lässt. Diese Anforderungen sind dadurch getrieben, dass selbst Massenprodukte immer kundenspezifischer hergestellt werden müssen. „Die Automobilindustrie hat es uns vorgemacht“, sagt Krattenmacher. „Wenn man allein berücksichtigt, wie stark die Modellvielfalt der Autobauer in den letzten zehn Jahren gewachsen ist – von den Ausstattungsoptionen ganz zu schweigen.“ Im Umkehrschluss bedeutet das für die Fertigung: Die Produktionsanlagen müssen so flexibel aufgebaut sein, dass der Betreiber schnell auf sich ändernde Bedürfnisse reagieren kann. „Das ist letztendlich die Idee hinter der Smart Factory“, betont Krattenmacher, „und dafür muss man in vernetzten Produktionsmodulen denken.“ Die klassische Automatisierungspyramide kann die neuen Ansprüche nicht mehr erfüllen. Denn hier muss der Betreiber bei Änderungen der Fertigungsstruktur alle Ebenen anpassen – ein zukünftig nicht mehr zu stemmender Aufwand.

Automatisierung als Basis

„Wenn eine Fabrik heute läuft, dann will keiner etwas ändern“, fährt Krattenmacher fort. „Dieses Denken ist mit den Anforderungen der Smart Factory aber nicht mehr vereinbar.“ Damit sich die gestiegenen Ansprüche aber überhaupt erfüllen lassen, müssten die Automatisierer entsprechende Vorarbeit leisten. „Es ist so, wie man es von seinem Drucker zuhause kennt“, erklärt Krattenmacher. „Einige Jahre zurück, sah sich der Anwender hier einem nicht unbeträchtlichen Installationsaufwand gegenüber.“ Dem Plug&Play-Gedanken folgend reicht es heute hingegen in aller Regel den Drucker in das WLAN-Netz zu integrieren – alles weitere geschieht durch intelligente Funktionalität wie von alleine. Standardisierung lautet hier das Zauberwort und sie ist auch ein essenzieller Pfeiler der Smart Factory. Jedes Produktionsmodul muss sich hier einfach in ein Netzwerk einfügen oder ausklinken lassen – das gilt auch für die Fördertechnik. „Deswegen ist es unerlässlich, dass wir uns mit dieser Art der Vernetzung befassen und sie in den Fokus der Unternehmensstrategie stellen“, beschreibt Krattenmacher die aktuelle Situation der Automatisierer.

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SEW EURODRIVE GmbH & Co. KG

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