Portalanlage zur automatischen Bereitstellung von Verpackungsmaterial

Nicht von Pappe

Die Firma Wink Stanzwerkzeuge, spezialisiert auf die Produktion von Präzisionswerkzeugen für die Druck- und Converting-Industrie, will ihre Automatisierung voran treiben. Seit rund einem Jahr erfolgt die Bereitstellung der Kartonbögen in der Verpackung über ein Linienportal. Dessen Hersteller, die Firma Rollon, holte auch gleich die nötigen Partner mit ins Boot.
Das Linienportal von Rollon sorgt bei Wink Stanzwerkzeuge für die automatische Bereitstellung des Verpackungsmaterials.
Das Linienportal von Rollon sorgt bei Wink Stanzwerkzeuge für die automatische Bereitstellung des Verpackungsmaterials. – Bild: Wink Stanzwerkzeuge GmbH & Co. KG

Ob zur Kennzeichnung oder Verzierung, als Preisschild oder Werbeträger: Etiketten sind in Büro, Handel und Industrie unerlässlich. Genauso vielfältig wie die Funktionen sind die Ausführungen und Varianten, die ihre endgültige Form durch Stanzen erhalten. Zu den Anbietern von Stanzwerkzeugen für die grafische Industrie gehört die Firma Wink im niedersächsischen Neuenhaus. Deren Stanzbleche, Rotationszylinder, Bandstahlschnitte und andere Maschinenkomponenten sorgen bei Herstellern von Etiketten, Verpackungen und vielen weiteren gestanzten Produkten für den passenden Schnitt. Moderne Fertigungstechnik trägt maßgeblich zum Erfolg dabei. So hat Wink u.a. seine Verpackungszuführung mit Linearachsen von Rollon automatisiert.

Halbe Länge bei gleichem Hub: Aufgrund der niedrigen Deckenhöhe wurde die Z-Achse teleskopierbar ausgeführt.
Halbe Länge bei gleichem Hub: Aufgrund der niedrigen Deckenhöhe wurde die Z-Achse teleskopierbar ausgeführt. – Bild: Wink Stanzwerkzeuge GmbH & Co. KG

Gemeinsam zum Ziel

„Das Projekt wurde innerhalb von fünf Monaten realisiert“, erinnert sich Egor Keller,Mitarbeiter in der Konstruktion & Entwicklung bei Wink. „Rollon lieferte nicht allein die lineartechnischen Komponenten, sondern vermittelte auch die passenden Systemintegratoren. Bereits bei unserem ersten Termin waren Vertreter der Firmen Kettec und Inperfektion mit dabei.“ Das Maschinenbau-Unternehmen Kettec ist Systempartner von Rollon und zeichnete für die Entwicklung, Konstruktion und Montage der Verpackungsanlage bei Wink verantwortlich. Inperfektion lieferte die Steuerungs- und Automatisierungstechnik.

Um einen sicheren Versand zu gewährleisten, wird für die empfindlichen Wink-Stanzbleche eine Innen- sowie eine Außenverpackung benötigt. Das neue Portalsystem stellt diese automatisiert in sechs unterschiedlichen Größen (250×600 bis 1.400x700mm mit einem Gewicht von 300 bis 900g) bereit. Es besteht aus einer Y-Achse (horizontal) mit Überlänge sowie zwei bidirektionalen, parallel angeordneten Lineareinheiten, die am Schlitten der Y-Achse befestigt sind und die Z-Achse bilden (vertikal). Das Linienportal steht im Lager und gibt die angeforderte Verpackung über eine Ausgabeschütte zu den Mitarbeitern auf der anderen Seite der Wand. „Die Kartonbögen sind nach Größe sortiert und werden in insgesamt zwölf Entnahmestellen auf circa 1,9m Höhe gestapelt“, erklärt Keller. „Die Anlage entnimmt einen Verpackungskarton von oben über einen Sauggreifer, fährt ihn zur Ausgangsschütte, dreht ihn mittels pneumatischer Schwenkeinheit um 90° und legt ihn dann ab. Anschließend wird die Prozedur mit dem dazugehörigen Gegenstück wiederholt.“ Der Mitarbeiter hat so Innen- und Außenverpackung sofort zusammen. Auch die richtige Adressierung ist sichergestellt, denn die Umverpackung wird auf dem Weg zur Schütte noch mit der entsprechenden Kundenadresse bedruckt. So sind Verwechslungen ausgeschlossen. Auch kann der Mitbearbeiter genau die Kartons anfordern, die er gerade benötigt.

Das Portfolio von Wink Stanzwerkzeuge umfasst hochpräzise Stanzbleche, Rotationszylinder, Bandstahlschnitte sowie weitere Maschinenkomponenten
Das Portfolio von Wink Stanzwerkzeuge umfasst hochpräzise Stanzbleche, Rotationszylinder, Bandstahlschnitte sowie weitere Maschinenkomponenten – Bild: Wink Stanzwerkzeuge GmbH & Co. KG

Um die Ecke denken

Gefordert war eine hohe Dynamik und Taktzeit für zwei Verpackungen unter 30s. Zudem musste eine hohe Genauigkeit gewährleistet werden, da die Schütte, in die die Verpackungskartons hochkant heruntergelassen werden, ähnlich einem Briefkasten sehr schmal ist. Als besondere Herausforderung kam die geringe Hallenhöhe von 4,5m hinzu. Trotz dieser baulichen Einschränkung sollte der Greifer in der Lage sein, sowohl die oberen Kartons in rund 2m Höhe als auch die unteren Lagen des Stapels (beinahe Fußbodenhöhe) zu erreichen. Aufgrund dieser Anforderungen wählte Kettec Achsen des Smart Systems von Rollon. Diese Linearachsen bestehen aus einem selbsttragenden Aluminium-Strangpressprofil. Der Antrieb erfolgt durch einen stahlverstärkten Zahnriemen aus Polyurethan. Sie zeichnen sich durch hohe Geschwindigkeiten und Beschleunigungen, eine Wiederholgenauigkeit von ±0,05mm, geringe Geräuschentwicklung sowie eine lange Lebensdauer aus. „Ich arbeite bereits seit vielen Jahren mit Rollon zusammen“, so Joachim Schmitz, Leiter Entwicklung und Vertrieb bei Kettec. „Was ich sehr schätze, ist die gute und enge Zusammenarbeit. Wir ergänzen uns in unserem Austausch mit dem Kunden und versuchen auch Lösungen zu schaffen, die nicht unbedingt vom Standard hergeleitet sind.“

Halbe Länge, gleicher Hub

Die Y-Achse bewegt die am Schlitten befestigte Z-Achse mit einer Geschwindigkeit bis 3m/s sowie einer Beschleunigung bis 3m/s2 zu den einzelnen Positionen der unterschiedlichen Verpackungskartons. Aufgrund der großen Anzahl an Verpackungsgrößen und der Aufteilung von Innen- und Außenverpackung ist ein großer Verfahrweg notwendig. Zum Einsatz kommt hier eine Linearachse vom Typ R-Smart160SP6 mit einer Gesamtlänge von 10,5m und einem Hub von 9,8m. Bei der Z-Achse konnte man aufgrund der niedrigen Deckenhöhe platztechnisch nicht so aus dem Vollen schöpfen. Die Lösung war schnell gefunden. So sorgen jetzt zwei bidirektionale Achsen vom Typ B-Smart60SP3 mit einer Gesamtlänge von circa 1,9m sowie einem Hub von zweimal 1.100mm für ausreichend Bewegungsfreiheit in der Vertikalen. „Durch den Einsatz einer Teleskopachse brauchen wir nur die halbe Länge, um den gleichen Hub zu erzeugen“, erläutert Schmitz die Vorteile der B-Smart. „Für die R-Smart spricht, dass sie aufgrund ihrer Konstruktion sehr robust und hochdynamisch ist. Aufgrund dieser Eigenschaften wird sie häufig in Mehrachsportalen eingesetzt.“ Zum Schutz gegen das Eindringen von Schmutz sind die Achsen allseitig mit Abstreifern versehen.

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