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Interview mit Dr. Alexander Flocke und Dr. Heiner Flocke, IC-Haus

Made in Bodenheim

Vor 40 Jahren gründeten Dr. Heiner Flocke und Manfred Herz den Asic- und Mikrosystemhersteller IC-Haus in Bodenheim. Anlässlich des Firmenjubiläums sprach das SPS-MAGAZIN mit den beiden Geschäftsführern Heiner Flocke und Alexander Flocke.
Der Staffelstab ist gereicht, 
damit das IC-Haus weiterhin ein 
erfolgreiches mittelständisches 
Familienunternehmen bleiben kann.

Dr. Heiner Flocke, IC-Haus
Der Staffelstab ist gereicht, damit das IC-Haus weiterhin ein erfolgreiches mittelständisches Familienunternehmen bleiben kann.

Dr. Heiner Flocke, IC-Haus – Bild: iC-Haus GmbH

Wie kam es vor 40 Jahren zur Gründung der Firma IC-Haus?

Heiner Flocke: 1984 waren die Gründer durchaus unbekümmert und mutig, einen Platz neben den großen Halbleiter-Herstellern zu suchen. Als Startup ohne Finanzpartner ging man schrittweise vor und investierte verdientes Geld immer wieder neu. Für unsere strategischen Kunden, Märkte, Partner und Produkte sind wir seit der Gründung und in den weiteren Wachstumsphasen immer langfristig aufgestellt. Kundenorientierung, qualifizierter Support und Verfügbarkeit sind dabei mittelständische Tugenden, mit denen wir uns auszeichnen für applikations- und kundenspezifische ICs.

Sie beschäftigen sich schon lange mit dem Thema Safety: Wie sind hier Ihre aktuellen Erfahrungen?

Alexander Flocke: Das Thema funktionale Sicherheit gewinnt bei unseren Kunden und damit auch bei uns zunehmend an Bedeutung. Selbst in Ländern, in denen die Kunden dem Thema Safety bisher eher zurückhaltend gegenüberstanden, stellen wir in letzter Zeit vermehrt Anfragen fest. Dies mag auch an den aktuellen Normen liegen, die das Thema Safety z.B. in der Robotik stärker in den Vordergrund rücken.

Mit BiSS haben Sie auch einen Open-Source-Standard erschaffen. Was gibt es hier Neues zu berichten?

A. Flocke: Mit der BiSS Association haben wir eine breit aufgestellte Nutzerorganisation, die sich aktiv um die Weiterentwicklung der Schnittstelle kümmert. Mit Ansätzen wie BiSS Line und BiSS Safety können wir zukunftssicher auch Märkte adressieren, in denen Einkabeltechnik und funktionale Sicherheit eine Rolle spielen.

Größere Drehgeber-Hersteller setzen zunehmend auf Mikrochip-Lösungen und reduzieren den Anteil an IC-Haus-Komponenten. Spüren Sie dies bereits in den Zahlen oder in einer Zurückhaltung, Ihnen die neuesten Ideen mitzuteilen?

A. Flocke: Ansätze, Teile unseres Portfolios durch Mikroprozessorlösungen zu ersetzen, sind grundsätzlich nicht neu. Wir stellen uns diesem Wettbewerb gerne und konnten uns bisher mit innovativen Ansätzen gut behaupten, z.B. integrierten automatischen Routinen für den Abgleich und nicht zuletzt einer hochwertigen Signalverarbeitung vom Frontend bis zum Positionssignal. Übrigens waren unsere Produkte im Gegensatz zu Mikroprozessoren auch während der Allokationsphase gut verfügbar.

Wie groß ist der Umsatzanteil der Sensorik an den Umsätzen der Firma, wie groß der Umsatz anderer Bereiche wie Automotive?

A. Flocke: IC-Haus ist im Bereich der Positionssensorik führend aufgestellt und dieses Marktsegment nimmt einen großen Teil unseres Portfolios ein. Das spiegelt sich natürlich auch im Umsatz wider. Auch mit unserem breiten Portfolio für Lasertreiber finden wir – zum Teil im Zusammenwirken mit unseren Sensor-ICs – den Zugang zum Einsatz in Lidar-Technik in Automotive-Applikationen.

Gibt es Pläne über die Drehgeber-Sensorik hinaus auch andere Sensorthemen anzugehen, z.B. Neigung, Vibration oder Prozesssensorik?

A. Flocke: Indirekt ja, indem wir z.B. Brückenbausteine anbieten, die solche Sensoren BiSS-kompatibel machen und so die Einbindung von Sensoren für Predictive Maintenance in Geber-Systemen erleichtern.

Gibt es bei IC-Haus auch Gedankenspiele zum Trend Energy Harvesting?

A. Flocke: Bereits vor über zehn Jahren hat IC-Haus den AMA Award für einen Drehgeber-Chip für energieautarke Drehgeber gewonnen, der heute weltweit in Serie eingesetzt wird. Auch hier setzen wir in Zukunft einen Schwerpunkt mit weiteren Chip-Entwicklungen.

Sie sind seit 2021 auch in China aktiv. Wie entwickelt sich dort das Geschäft und wie beurteilen Sie den chinesischen Wettbewerb – auch hier in Europa?

A. Flocke: Asien und insbesondere China sind natürlich allein aufgrund ihrer Größe und Dynamik wichtige und wertvolle Märkte für uns. Die Zeiten, in denen chinesische Produkte lediglich billige Kopien westlicher Produkte waren, sind jedoch inzwischen vorbei. Die chinesische Regierung subventioniert derzeit massiv die lokale Halbleiterindustrie entlang der Wertschöpfungskette bis zur Applikation, was zu massiven Wettbewerbsverzerrungen führt. Es wird sich zeigen, welche dieser Unternehmen in einigen Jahren ohne permanente staatliche Unterstützung überleben können. Bislang gelingt es uns noch, durch unseren technologischen Vorsprung und Zuverlässigkeit der Produkte genügend Marktanteile zu sichern und zu erobern.

40 Jahre IC-Haus sind auch 40 Jahre Heiner Flocke. Mit der Ernennung von Alexander Flocke als Geschäftsführer wurde bereits an die Zukunft gedacht. Gibt es schon konkretere Pläne für einen Rückzug von Ihnen?

H. Flocke: Der Staffelstab ist gereicht, damit IC-Haus weiterhin ein erfolgreiches mittelständisches Familienunternehmen bleiben kann in einem internationalen Wettbewerb um High-Tech Produkte. Innovation und Kontinuität, dafür steht das IC-Logo auf unseren Bauelementen, die wir mit einer motivierten Mannschaft im gesamten IC-Haus-Netzwerk entwickeln, fertigen und weltweit supporten und vertreiben. Das soll zusammen mit mir als Gründer und Firmenleiter so bleiben, wobei die Weichen für die Zukunft gestellt sind.

Welche Neuheiten dürfen wir von IC-Haus zur SPS-Messe erwarten?

A. Flocke: Auf der SPS zeigen wir z.B. unsere induktive Encoder-Lösung auch in der Applikation. Weitere Messethemen sind neuartige transmissive Encoder mit erhöhter Auflösung für Antriebe, ein neuer reflektiver inkrementeller Abtaster und unser Portfolio für magnetische Multiturn Anwendungen. Unsere Chip-Entwickler sind vor Ort, um mit Kunden über den Status von Neu-Entwicklungen und erste Prototypen-Erfahrungen zu sprechen.

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