Viele Branchen spüren die Auswirkungen der Wirtschaftskrise direkt. Wie entwickelt sich der Markt für erneuerbare Energien, im Besonderen der Windenergie? Ralf Bischof: Die aktuelle Finanz- und Wirtschaftskrise ändert nichts an dem grundsätzlich positiven Markt für erneuerbare Energien. Die deutsche Windindustrie ist im internationalen Wettbewerb sehr gut aufgestellt. Natürlich spüren auch Hersteller, Zulieferer, Projektierer, Betreiber und Dienstleister der Windbranche die Auswirkungen der weltweiten Konjunkturflaute. Nach vier Boomjahren mit globalen Wachstumsraten von 30% bis 40% fällt die Windindustrie allerdings von einem extrem hohen Niveau auf ein immer noch befriedigendes Wachstum im Vergleich zu anderen Branchen. Der Markt hat sich gewandelt und ist längst nicht mehr auf Deutschland oder Europa begrenzt. Nordamerika und Asien haben rasant aufgeholt. Hinzu kommt, dass die energiepolitischen Rahmenbedingungen nach der Novelle des deutschen Erneuerbare-Energien-Gesetzes im vergangenen Jahr, mit den verbindlichen Ausbauzielen der EU und dem neuen Energieprogramm der USA heute weltweit besser denn je sind. Die dynamische Entwicklung der deutschen Windindustrie wird positive Impulse für eine Erholung der Wirtschaft geben. Sie kann einen gewichtigen Beitrag leisten, damit die Wirtschaft aus der Konjunkturflaute wieder herauskommt. Welche Trends sehen Sie für die Branche in den nächsten Monaten und Jahren? Ralf Bischof: In den nächsten Monaten und Jahren wird die Integration der erneuerbaren Energien insgesamt – und der Windenergie im Besonderen – in das Energieversorgungssystem immer wichtiger. Stichworte sind der Netzausbau, Erbringung von Systemdienstleistungen, regenerative Kombikraftwerke und Speichertechnologien. Denn der Anteil regenerativen Stroms steigt stetig. Bei Fortsetzung des Trends erwarten wir 2020 einen Anteil der erneuerbaren Energiequellen am Stromverbrauch von 47%. Um auch zur Zeit der höchsten Stromnachfrage die Versorgungssicherheit zu garantieren, ohne Überkapazitäten aufzubauen, muss die Flexibilität im Strommarkt erhöht werden: Dazu gehören die bessere Nutzung der vorhandenen Wasserkraftspeicher, das Lastmanagement aber auch neue Ansätze wie die Einbindung von Elektrofahrzeugen in das Lastmanagement. Das ist nur möglich durch deutlich mehr IK-Technik im Stromversorgungssystem. Besonders wichtig ist uns das Thema der regenerativen Kombikraftwerke. So schließt etwa die \’Regenerative Modellregion Harz\‘ erneuerbare Energien, Elektromobilität, Verbraucher und Energiespeicher zu einem virtuellen Kraftwerk zusammen. Dadurch können Erzeugung und Verbrauch optimal aufeinander abgestimmt werden. In Verbindung mit einer elektronischen Handelsplattform ermöglicht das den beteiligten Erzeugern, Händlern, Netzbetreibern und Kunden eine ökologisch und ökonomisch optimierte Energieversorgung. Zeitnah ist eine zuverlässige und verbrauchernahe Stromversorgung mit einem 100%igem Anteil erneuerbarer Energien möglich und vor allem ökonomisch sinnvoll. Die Leitmesse Wind während der Hannover Messe konzentriert sich auf Systeme, Komponenten und Services für die Windenergie. Welche Bedeutung hat die Automatisierungstechnik für den Windenergiesektor? Ralf Bischof: Hier sind im Wesentlichen zwei Bereiche zu sehen. Auf Seiten der Anlagen- und Komponentenhersteller wird die Fertigung großer Serien zu stetig sinkenden Kosten immer wichtiger. Das Größenwachstum der Windturbinen selbst wird nicht mehr in dem Tempo der vergangenen Jahre erfolgen. Jetzt geht es darum, ausentwickelte Standardanlagen in großen Stückzahlen zu fertigen. Dazu braucht es moderne Automatisierungstechnik. Auf der anderen Seite müssen auch Windenergieanlagen zunehmend automatisiert werden, um Serviceeinsätze und -intervalle zu reduzieren. Welche Erwartungen haben Sie an die Leitmesse der Hannover Messe, die erstmals ins Konzept dieser großen Industriemesse aufgenommen wurde? Ralf Bischof: Die Leitmesse Wind ist in diesem Jahr ein Themenschwerpunkt der größten Industriemesse der Welt. Diese Tatsache allein verdeutlicht die immense Bedeutung der Windindustrie für den Exportweltmeister Deutschland. Die herausgehobene Stellung der Leitmesse Wind wird dieser Bedeutung jetzt auch auf der Hannover Messe gerecht. Die Wind bietet Herstellern, Zulieferern und Dienstleistern ein Schaufenster für neue Technologien und Innovationen rund um die Windenergie. Sie ist eine ideale Plattform für Unternehmen, um in einer weltweit boomenden Wirtschaftsbranche bestehende Kontakte zu pflegen und neue aufzubauen. Auch der Bundesverband WindEnergie e.V. ist mit einem Stand auf der Wind vertreten. Was können die Besucher bei Ihnen sehen? Ralf Bischof: Der Bundesverband WindEnergie e.V. (BWE) ist Partner von 2.500 Unternehmen der Branche und vertritt rund 20.000 Mitglieder. Unter seinem Dach befinden sich Betreiber und Hersteller von Windenergieanlagen, Planungsbüros, aber auch Wissenschaftler, Ingenieure, Techniker, Juristen und Förderer der Windenergie. Rund 20.000Megawatt der in Deutschland installierten Leistung werden durch den BWE repräsentiert. Damit ist er weltweit der größte Verband im Bereich erneuerbare Energien. Auf der Hannover Messe können die Besucher die Gesichter des BWE persönlich kennenlernen und vom Know-how und der Erfahrung der gesamten Branche profitieren. Die Besucher können sich vor Ort über das vielfältige Aufgabenspektrum des Verbands informieren. Außerdem erklären zahlreiche BWE-Publikationen anschaulich die Facetten der Windenergie. (afs)
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