Ihr Unternehmen ist im Bereich der Bildverarbeitung und der optischen Technologien tätig. Sie beschäftigen sich dort ganz gezielt mit Unternehmenskäufen und -verkäufen. Was sind die wesentlichen Gründe, warum Unternehmen aus der Branche verkauft werden sollen? Jansen: Lassen Sie mich die Frage einfach umdrehen: Was sind die wesentlichen Gründe, warum Unternehmen aus den Bereichen der Bildverarbeitung und der optischen Technologien gekauft werden? Bildverarbeitung und optische Technologien sind die Key Enabler, also Grundvoraussetzung, für moderne Produktion, für Automatisierungstechnik, aber auch für die Sicherheitstechnik, ganze Bereiche der Medizintechnik und viele weitere Wirtschaftszweige. Sie werden heute kaum noch ein industriell gefertigtes Gut finden, dass nicht auf die eine oder andere Weise in seinem Gestehungsprozess mit der Bildverarbeitung in Berührung gekommen ist. Das ist gültig von der Zahnbürste bis zum Handy, von der Babywindel bis zum Auto. Unternehmen, die über diese Technologien und Produkte verfügen, sind hoch attraktive Akquisitions-Kandidaten. Sie versprechen solides langfristig tragfähiges Wachstum bei hohen Margen, das bei geschickter Kombination der Transaktionspartner deutlich zweistellig sein kann. Eine Akquisition ist insbesondere interessant für Unternehmen, die in diesen Segmenten bislang noch nicht Fuß gefasst haben und so ihre Time-to-market drastisch reduzieren können. Aber auch die größeren Player der Branche selbst sind natürlich daran interessiert ihre jeweilige Marktposition durch Akquisitionen auszubauen. Über welche spezifischen Eigenheiten verfügt der Markt der Bildverarbeitung und der optischen Technologien bezüglich der Unternehmen, die dort aktiv sind? Jansen: Einen Markt der Bildverarbeitung oder der optischen Technologien gibt es eigentlich nicht. Die Bildverarbeitung sieht sich zwar als Branche, wird auch repräsentiert von Branchenverbänden wie der European Machine Vision Association (EMVA), ist aber tatsächlich eher eine Technologieklammer über Unternehmen, die in einer Vielzahl unterschiedlicher Branchen unterwegs sind. Kennzeichnend für Unternehmen der Bildverarbeitung ist sicherlich die Unternehmensgröße und -struktur. Im europäischen Durchschnitt hat ein Bildverarbeitungsunternehmen 39 Mitarbeiter, nur 9% aller Unternehmen beschäftigt mehr als 100 Mitarbeiter. Fast alle dieser Unternehmen sind Technologieunternehmen, die Mehrzahl ist inhabergeführt und in der Regel hat der Inhaber einen technischen Background. Die Branche, wenn wir mal in dieser Begrifflichkeit bleiben, ist in mehreren Dimensionen sehr heterogen. Das Portfolio der Produkte und Dienstleistungen reicht von der Sub-Komponente des Kamerachips mit Losgrößen von einigen Tausend Stück im Jahr bis zur schlüsselfertigen Systemlösung für den Endkunden in Losgröße 1. Die Unternehmen sind tätig in nahezu allen Branchen: von der Automobilindustrie über die Elektronik und Kunststoffindustrie zur Medizin, Landwirtschaft und Sicherheitstechnik. Die Unternehmenstruktur erlaubt hohe Flexibilität und ausgeprägte Innovationskraft, aber führt auch zu Engpässen in der Finanzierung des eigenen Wachstums und bei der weltweiten Vermarktung der Produkte. Ein besonders interessantes Thema ist gerade im Bereich der Industrie das der Unternehmensnachfolge. In Deutschland sind es Tausende von Familienunternehmen für die eine Regelung gefunden muss. Ist das auch in ihrem Umfeld ein wichtiges Thema? Jansen: Wenn Sie sich die typische Firmenstruktur in unserem Bereich anschauen und berücksichtigen, dass insbesondere die Bildverarbeitung eine noch vergleichsweise junge Technologie ist, können Sie daraus ableiten, dass die meisten Unternehmen noch vom Gründer geführt werden und dass dieser jetzt so langsam in das Alter kommt, in dem man ganz gerne die Früchte der Arbeit genießen möchte. Nur in seltenen Fällen steht für die Unternehmensnachfolge tatsächlich der eigene Nachwuchs bereit. Meist haben die Unternehmerkinder ganz andere Pläne. Entweder sie gründen inspiriert von den Eltern ihr eigenes Unternehmen, wollen selbst etwas aufbauen oder sie sind im Gegenteil vom \’Vorbild\‘ der Eltern so abgeschreckt, dass sie alles andere tun möchten als ebenfalls Unternehmer zu sein. So ist in der Tat in einer sehr großen Zahl der Transaktionsfälle der Ausstieg des Gründers und die Regelung der Unternehmensnachfolge ein treibender Faktor. Welchen Rat geben Sie Familienunternehmen, bei denen der Nachwuchs fehlt, um das Unternehmen zu übernehmen und es weiter zu führen? Jansen: Der aus meiner Erfahrung wichtigste Aspekt ist die frühzeitige Planung und Vorbereitung des Ausstiegs. Je besser das Unternehmen auf einen Verkauf vorbereitet wird, desto attraktiver wird es für die Käufer und desto besser ist der Preis, den der Verkäufer erzielen kann. Dabei geht es ganz und gar nicht um Window Dressing oder das \’Schönmachen der Braut\‘. Es geht aber z.B. darum ein starkes Management-Team aufzustellen und bereits viele Aufgaben hierhin zu delegieren. Denn das Ziel des Verkäufers ist ja der Ausstieg. Solange der Chef aber noch selbst in zu vielen Prozessen drin steckt und das Unternehmen ganz auf ihn ausgerichtet ist, wird das schwierig. Mit diesem Prozess sollte man lange vor der geplanten Transaktion beginnen, denn die Umsetzung benötigt Zeit. Ebenso wichtig ist es, das Unternehmen auf die Haupt-Interessen der möglichen zukünftigen Erwerber auszurichten. Neben einer Reihe von sicherlich unternehmensspezifischen Aspekten ist dies am Ende des Tages immer die Ertragskraft. Fängt man frühzeitig an die Transaktion vorzubereiten hat man auch noch Zeit die Geschäftsfelder und das Produktportfolio zu optimieren und Ballast abzuwerfen. Je nachdem wie das Unternehmen aufgestellt ist, sind zwei bis fünf Jahre Vorlauf sicherlich eine gute Empfehlung für den Verkäufer. Der Prozess sollte mit einer möglichst neutralen Bestandsaufnahme unter dem Aspekt des geplanten Verkaufs beginnen, das Optimierungspotenzial identifizieren und dann zu Maßnahmen führen, die das Unternehmen fit machen für den Verkauf. Wie entwickelt sich der Markt der Bildverarbeitung und der optischen Technologien aus Ihrer Sicht in den nächsten Jahren und wie kann in dem Zusammenhang der Kauf eines Unternehmens aus der Branche einem potenziellen Investor schmackhaft gemacht werden? Jansen: Bildverarbeitung und optische Technologien sind Wachstumsfelder. In einigen Bereichen wird es zu Wachstumsraten von 20-30% kommen, in anderen Bereichen wird es moderater im kleinen zweistelligen Bereich voran gehen. In einigen Nischen wird der Markt explodieren. So lange das individuelle Unternehmen in seinem Bereich gut aufgestellt ist, über attraktive Intellectual Property und gute Produkte verfügt oder auch über einen guten Marktzugang in einem Wachstumssegment, ist es bereits ein \’Leckerbissen\‘ für strategische Investoren und muss nicht erst schmackhaft gemacht werden. Wichtig ist es natürlich jeweils den optimalen Match zu finden, also Unternehmen und Investor, die sich strategisch ergänzen und die kulturell zueinander passen. Und wichtig ist es natürlich auch, den gesamten Transaktionsprozess professionell und proaktiv selbst zu steuern. Da die meisten Verkäufer darin keine Erfahrung haben, sind sie gut beraten mit dem Management des gesamten Prozesses einen Experten zu beauftragen. Insbesondere in so ausgeprägt technologieorientierten Bereichen wie der Bildverarbeitung und der optischen Technologien ist es sehr nützlich wenn der M&A-Experte auch etwas von der Technologie versteht, Markt und Umfeld kennt und insbesondere auch eine Brücke bilden kann zwischen den Spezifika eines klein- oder mittelständischen Unternehmens und den oft sehr formellen Anforderungen eines Unternehmensverkaufs. Herzlichen Dank für das interessante Interview.

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