Das Human Machine Interface (HMI) ist das \’Aushängeschild\‘ jeder Maschine oder Anlage. Damit können Hersteller auf einen Blick Modernität und Innovationsfreude ausdrücken. Der Trend bei Displays vom klassischen 4:3- zum vorteilhaften 16:9-Format setzt sich nun auch in der Industrie weiter fort. Immer leistungsstärkere Prozessoren, robuste Bauweise und neue Funktionen erschließen eine Fülle erweiterter Möglichkeiten bei der Visualisierung und Bedienerführung.
Neue Hardware
Mit seinen Simatic HMI Comfort Panels prägt Siemens diesen Trend seit über drei Jahren maßgeblich mit. Die Familie umfasst industriefeste Geräte in Größen von 4 bis 22\“ (Bild 1) im 16:9-Widescreen-Format, das bei vergleichbarer Einbaugröße rund 40% mehr Anzeigefläche bietet. 16 Millionen Farben und eine Auflösung von bis zu 1.920x1.080 Pixel (Full HD) bieten ein klares Bild, auch aus einem Blickwinkel von 170°. Eine Vielzahl von Schnittstellen, wie integrierte USB-, Ethernet-, Profibus- und Profinet-Schnittstellen (abhängig von der Baugröße) stehen für eine flexible Verwendung und Vernetzung der Geräte zur Verfügung. Neu im TIA Portal sind in Zusammenarbeit mit Designern enstandene, vom Anwender editierbare \’HMI-Styles\‘ (Bild 2), womit sich kunden- oder anwendungsspezifische Bedienoberflächen für ein komplettes Projekt auf Knopfdruck austauschen lassen. Damit ist es sehr einfach, in sich konsistente, dem Corporate Design des Herstellers oder des Betreibers entsprechende Visualisierungen zu erstellen. Für eine hohe Verfügbarkeit der HMI-Geräte – und damit in vielen Fällen der bedienten Maschinen bzw. Prozesse – gibt es erstmals eine separate Systemspeicherkarte, auf der alle Daten des Bediengerätes – sogar laufende Änderungen etwa an Rezepturen – in Echtzeit gesichert werden. Damit ist bei einem eventuellen Schaden, wie er beispielsweise durch die Bedienung mit einem Schraubendreher entstehen kann, nur die Systemkarte in das Ersatzgerät zu stecken. Für den Gerätetausch wird weder ein Programmiergerät noch zusätzliche Software benötigt. Dies gewährleistet kurze Stillstandszeiten und hohe Produktivität.
Engineering-Software Simatic WinCC im TIA Portal
Die Nutzung dieser und vieler weiterer Vorteile der neuen Simatic HMI Comfort Panels erfordert den Wechsel zur Engineering-Software Simatic WinCC im TIA Portal in der Ausprägung \’Comfort\‘ oder höher. Dieser Wechsel steht früher oder später ohnehin an, da klassische 4:3-Bediengeräte sukzessive aus dem Markt genommen und alle folgenden Panel-Generationen auf das aktuelle Engineering Framework aufsetzen werden. Die im Rahmen dieser Artikelreihe beschriebenen zusätzlichen Funktionalitäten und Möglichkeiten des Engineering Frameworks sprechen für einen frühzeitigen Ein- bzw. Umstieg, zumal der Anwender die in der Vergangenheit erarbeiteten Lösungen weiter nutzen kann. Das TIA Portal enthält alle Werkzeuge, um vorhandene \’Simatic WinCC flexible\‘-Projekte in eigener Regie mit sämtlichen Bildern und Variablen praktisch vollautomatisiert ins TIA Portal zu übernehmen. Übrigens, auch ältere Projekte lassen sich aus dem Visualisierungssystem ProTool auf die neue Plattform übertragen. Die Datenübernahme ins TIA Portal folgt einem klar strukturierten, bewährten Leitfaden und erfordert nur wenige Eingaben bzw. Mausklicks – in Einzelfällen gegebenenfalls nachträgliche manuelle Eingriffe. Bei der Geräteumschaltung kann der Anwender wählen, wo auf der erweiterten Anzeigefläche bisherige Bedienbilder platziert und ob diese automatisch skaliert werden sollen (Bild 3). Er kann aber auch diese bislang aus Platzgründen nicht einsetzbaren Zusatzelemente nutzen, mit denen die Bedienung noch einfacher, intuitiver und komfortabler gestaltet werden kann, z.B. durch Schnellzugriffe, zusätzliche Buttons, Listen, Grafikelemente usw.
Einfache Anbindung an eine vorhandene Steuerung
Die Anbindung von Comfort Panels an bestehende Simatic-Projekte aus der klassischen Step-7-Welt ist auch ohne vollständigen Systemwechsel möglich. Das TIA Portal stellt dazu in der Hardware-Konfiguration einen sogenannten \’Proxy-PLC\‘ (eine Stellvertreter-CPU) zur Verfügung, die anstelle der realen Steuerung projektiert wird. Darüber ist nun ein direkter (virtueller) Zugriff auf im Simatic Manager unter Step 7 V5.x projektierte Simatic-Steuerungen und deren Symbole, Datenbausteine und Meldungen möglich. Eventuelle nachträgliche Änderungen im ursprünglichen Step-7-Projekt lassen sich mit wenigen Mausklicks im TIA Portal automatisiert nachführen. Damit bleibt es dem Anwender überlassen, wann und in welcher Tiefe er einsteigen will. Er kann im TIA Portal Schritt für Schritt Know-how aufbauen, Erfahrungen sammeln und zu gegebener Zeit auch steuerungsseitig den vollständigen Systemwechsel vollziehen. Wie dieser in groben Zügen abläuft und welche weiteren Vorteile damit einhergehen, beschreibt der nächste Teil dieser Artikelreihe.