Knowhow aus Estland für Industrie-4.0-Anwendungen
Besonders kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) des deutschen Mittelstands fehlen geeignete Mitarbeiter für die digitale Transformation. Jedes zweite will deshalb auf externe Experten zurückgreifen. Der DESI, der EU-weite Digital Economy and Society Index, sieht Finnland, Schweden und Estland als am weitesten fortgeschritten, mit ihrem Humankapital diese Lücken zu schließen.
„Ob Predictive Analytics, präventive Wartung, Smart Factory oder Prozessautomatisierung – estnische Unternehmen sind in vielen Bereichen Entwicklungspartner für deutsche und europäische Unternehmen“, sagt Leana Kammertöns, Export Advisor bei der Wirtschaftsförderung Enterprise Estonia. „Estland verkauft digitale Lösungen in 120 Länder.“ So ist zum Beispiel GlobalReader aus Tartu mit seinen smarten Online-Fertigungstools auf KMUs spezialisiert. Mithilfe von Echtzeitdaten und Software, die die Zusammenarbeit optimiert, hilft GlobalReader Fertigungsunternehmen, sich der Industrie 4.0 anzunähern.
„Kontinuierliches Messen ist Voraussetzung für automatisches Steuern“, sagt Indrek Jaal, CEO und Gründer von GlobalReader. Die Lösungen des Unternehmens überwachen automatisch den Betrieb von Maschinen und Produktionslinien, sammeln Informationen, analysieren die Daten und visualisieren sie in Graphen. „Mit einem Blick lassen sich daraus sofort Entscheidungen ableiten“, ergänzt Jaal.
Die Overall Equipment Effectiveness in Echtzeit zu messen, ist eine Herausforderung. Die standardisierten Hardware- und Software-Tools von GlobalReader eremöglichen, bereits eine Stunde nach der Installation der IoT-Hardware mit der Messung der Maschinen-OEE in Echtzeit zu beginnen. Mit einer standardisierten Datenerfassung kann jedoch noch viel mehr erreicht werden. So hat GlobalReader beispielsweise für ein milchverarbeitendes Unternehmen eine Lösung entwickelt, die auf einer Standard-Hardware und -sensoren basiert und konsistent Temperaturdaten in der Produktionshalle sammelt. Das Unternehmen produziert täglich vielfältige Molkereiprodukte aus 190 Tonnen Rohmilch. Früher haben die Mitarbeiter jede Stunde die Temperatur an 15 Messpunkten in der Produktionshalle gemessen und in eine Excel-Tabelle eingegeben. Jetzt werden die Messungen im Minutentakt (21.600 pro Tag) erfasst und in Echtzeit an die Produktionsüberwachung übermittelt. Das macht die Produktion kosteneffizienter in Bezug auf Arbeit, Abfall und Lebensmittelverbrauch. „Die Digitalisierung ist ein Treiber für Effizienz“, sagt Indrek Jaal.
„Durch seine konsequente digitale Transformation in Verwaltungs- und Bildungswesen sowie Industrien, ist Estland heute das digitalste Land der Welt und offen für Business mit deutschen Unternehmen“, sagt Leana Kammertöns. Die deutschsprachige Website www.tradewithestonia.com/de zeigt weitere Fallstudien zur Zusammenarbeit mit der estnischen Elektronikindustrie und zur Digitalisierung. Für die direkte Ansprache unterhält die estnische Wirtschaftsförderung Büros in Nürnberg und Berlin.