Sicherheit in der Produktion

Eine Betrachtung aus der Vogelperspektive
Die Herausforderungen an die Informationssicherheit in der Industrie sind komplex: Zuführungs-, Steuer- und Prozessdatensysteme wachsen immer mehr zusammen, der Einsatz mobiler Endgeräte steigt, z.B. zur Fertigungssteuerung. Darüber hinaus erfolgen Datenzugriffe inzwischen unternehmensweit und nicht mehr über in sich geschlossene Netze. Störfälle in einem Netz können andere Netzwerke und dadurch Produktionsanlagen beeinflussen. Ein komplexer Schutzbedarf, der ein innovatives und integriertes Sicherheitskonzept erfordert.

Safety, das heißt der Schutz der Gesundheit von Mitarbeitern, ist im Umfeld der Fertigungs- und Prozesstechnik wohl etabliert. Dagegen stellt Security – der Schutz der Vertraulichkeit, Integrität und Verfügbarkeit von Informationen – eine relativ neue Herausforderung in der Produktion dar. Während die Notwendigkeit von Safety-Maßnahmen unbestritten ist, herrscht im Bereich der Security noch Unsicherheit über den benötigten Schutzbedarf. Unerwarteter Stillstand der Fertigungsanlage (Beeinträchtigung der Verfügbarkeit) oder fehlerhafte Produktion (Beeinträchtigung der Integrität) führt schnell zu einem großen wirtschaftlichen Schaden. Gleiches gilt für den Abfluss produktionsrelevanter Daten an Mitbewerber (Beeinträchtigung der Vertraulichkeit). Aber wie steht es um die tatsächlichen Risiken?

Wachsende Bedrohungslage

Fakt ist: Die Bedrohungslage für Industrieanlagen wächst. Mehr als 42% der aus dem Internet erreichbaren europäischen Scada-Systeme weisen Schwachstellen auf. In Deutschland sind etwa 20% davon betroffen, so das Forschungsteam von \’Positive Technologies\‘ in einer aktuellen Security-Studie. Bis August 2012 wurden 98 Schwachstellen in Scada-Systemen öffentlich bekannt, betroffen sind namhafte Hersteller. Stuxnet und Duqu sind nur zwei schlagzeilenträchtige Beispiele für Attacken auf Scada-Systeme. Seit der Entdeckung von Stuxnet wurden \’Positive Technologies\‘ zufolge 20-mal mehr Schwachstellen in Industrie-Kontrollsystemen entdeckt als zuvor.

Angriffe einfach möglich

Ein weiteres Problem: Rund 96% der erfolgreichen Angriffe erforderten keine tiefergehenden technischen Kenntnisse, wie der Netzwerk-Spezialist Verizon festgestellt hat. Der Mangel an integrierten IT-Security-Konzepten in Industrieanlagen erleichtert gezielte Angriffe. Eines der typischen Einfallstore ist erfahrungsgemäß eine unzureichende Trennung von Systemen mit unterschiedlichem Schutzbedarf. So kann ein Angreifer beispielsweise ein schwach geschütztes Testsystem übernehmen und von dort aus eine Produktionszelle angreifen. Weitere Risiken: blindes Vertrauen in vorgelagerte Schutzsysteme, z.B. Firewalls, und die fehlende Absicherung von Wartungszugängen. Angreifer können verwundbare Systeme bei Dienstleistern ausnutzen und anschließend über deren Wartungszugang auf Produktionssysteme zugreifen – eine willkommene Zielscheibe für Hacker-Angriffe. Das geltende Paradigma, viele Bedrohungen durch Schutzmaßnahmen auf Endgeräten, also den Produktionssystemen selbst, zu beherrschen, ist in der Fertigung in der Regel technisch nicht möglich. Dennoch ist wirksame Informationssicherheit auch in der Produktion zu realisieren.

Ganzheitliche Konzepte erforderlich

Grundlage ist ein ganzheitliches Sicherheitskonzept, das sowohl die tatsächlichen Risiken als auch wirtschaftlich sinnvolle Gegenmaßnahmen beinhaltet. Effektive Sicherheit in der Produktion kann allerdings nur gemeinsam mit den Verantwortlichen entstehen. Deshalb entwickelt TÜV Rheinland IT-Security-Konzepte stets in enger Abstimmung mit den Produktionsleitern und Anlagenbetreibern. Die Informationssicherheitsspezialisten sprechen dieselbe Sprache wie die Produktionsverantwortlichen und kennen die Besonderheiten von Fertigungsnetzwerken – zwei maßgebliche Mehrwerte für effektive IT-Sicherheitslösungen in der Industrie. Denn von einer unveränderten Übertragung vorhandener Sicherheitsmaßnahmen aus der Office-Welt in die Fertigungs-IT ist abzuraten. Sicherheit in Produktionsanlagen bedarf globaler Ansätze, aber individueller Lösungen.

www.tuv.com

it-sicherheit-in-der-produktion

TÜV Rheinland i-sec GmbH
http://www.tuev-akademie.de

Das könnte Sie auch Interessieren

Weitere Beiträge

Bild: Ceratizit Deutschland GmbH
Bild: Ceratizit Deutschland GmbH
Werkzeuge – immer passend

Werkzeuge – immer passend

Eine digitalisierte Fertigung hat viele Gesichter… und Recker Technik aus Eschweiler setzt ihr auf jeden Fall einen Smiley auf. Dort bringt die Produktion mit digitalen Zwillingen mehr Effizienz in den Alltag sowie gleichzeitig mehr Überblick über das Toolmanagement und die Werkzeugkosten. Mit dabei: Zwei Tool-O-Maten, die intelligenten Werkzeugausgabesysteme von Ceratizit – dank denen immer das passende Werkzeug für den Job zur Hand ist.

mehr lesen
Bild: Hainbuch GmbH
Bild: Hainbuch GmbH
„Wie passende Spanntechnik die Automation voranbringt“

„Wie passende Spanntechnik die Automation voranbringt“

Zunehmend individuellere Kundenanforderungen, mehr Schwankungen im Auftragseingang und weniger Fachkräfte – diese Faktoren beeinflussen die Fertigungsplanung zunehmend. Gerade bei kleinen Herstellungschargen mit Losgrößen unter 100 macht in diesem Spannungsfeld die Automatisierung, etwa von Hainbuch, den Unterschied. Ein entscheidender Ansatzpunkt in der Umsetzung ist neben Maschine, Roboter und Bediener der Rüst- und Spannprozess.

mehr lesen
Bild: Schunk SE & Co. KG Spanntechnik
Bild: Schunk SE & Co. KG Spanntechnik
Futter für die Ewigkeit

Futter für die Ewigkeit

Siemens Energy setzt für die Präzisionsbearbeitung an einer Horizontaldrehmaschine Magnos Elektropermanent-Magnetspannfutter von Schunk ein. Dank der gleichmäßig dauerhaft wirkenden Magnetspannkraft erfolgt das Spannen der Werkstücke deformations- und vibrationsarm – für eine ausgezeichnete Bearbeitungs- und Oberflächenqualität. Mit der zugehörigen App lässt sich die Spannsituation simulieren und sicher parametrieren.

mehr lesen