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Schneller Service bis in den entlegendsten Winkel

MAN Diesel nutzt eine intelligente IT-Lösung für ihre weltweite Anlagen-Betreuung. Wie das System funktioniert, und wie Anwender davon profitieren, zeigt der folgende Beitrag.

Was Rudolf Diesel 1893 erfand, sorgt heute weltweit für Antrieb: Dieselmotoren. Den ersten Motor baute er in der Maschinenfabrik Augsburg – daraus entwickelte sich das Unternehmen MAN Diesel, heute mit über 6.700 Mitarbeitern Weltmarktführer bei den großen Selbstzündern. Die gewaltigen Motoren mit mehr als 100.000PS Leistung treiben Passagier- und Frachtschiffe an oder werden an Land zur Stromerzeugung in abgelegenen Gebieten eingesetzt. Honduras, Curacao und der Sudan sind beispielsweise Standorte solcher Kraftwerke, und die ausgerüsteten Schiffe sind auf allen Meeren unterwegs. Für den technischen Service von MAN Diesel ist diese weltweite Verteilung bis in die entlegendsten Winkel eine große Herausforderung, denn die Anlagen werden mit umfassenden Service-Paketen verkauft, einschließlich fortlaufender Überwachung und Betreuung. Da hier nicht immer ein MAN-Diesel-Techniker vor Ort sein kann, setzt das Augsburger Unternehmen auf eine leistungsfähige Fernwartungs-Lösung. Die Motoren sind mit Management-Systemen ausgestattet, die das harmonische Zusammenspiel der bis zu 20 Zylinder elektronisch regeln und überwachen. In den zentralen Steuerungs-Systemen laufen die Daten von vielen Sensoren zusammen, z.B. eingespritzte Kraftstoffmenge, Drehzahl, Schmieröldruck und Temperaturen von zahlreichen Messpunkten. Hieraus ergibt sich ein detailliertes Bild über den Zustand der Motoren. Bei täglicher Kontrolle der Daten fallen bereits kleinste Abweichungen auf, so dass auf erste Warnzeichen reagiert werden kann, bevor tatsächlich Störungen auftreten. Auf diese Daten müssen die Techniker im Augsburger PrimeServ Service Center von MAN Diesel via Fernwartungs-Verbindung zugreifen können.

Umständlich: Fernwartung über Standalone-Lösung

Die ersten Fernwartungs-Verbindungen realisierte der Motorenhersteller mit einer Standalone-Lösung: Über einen einzelnen PC im Augsburger PrimeServ Service Center konnten die Techniker Messdaten von stationären Anlagen in Kraftwerken abrufen. Dieser PC mit externen Verbindungen war nicht in das Unternehmensnetz von MAN Diesel integriert, um die IT-Sicherheit zu wahren. Der Datentransfer ins Unternehmensnetz erfolgte über Disketten. Mit der steigenden Anzahl von Wartungsobjekten mussten immer mehr Software- und Modem-Optionen auf dem PC installiert werden, um Verbindungen zu den unterschiedlich ausgestatteten und konfigurierten Gegenstellen herzustellen. \“Die Standalone-Lösung wurde zur permanenten Baustelle: Ein PC für alle Datenabfragen, und man musste stets wissen, mit welcher Software und welchem Modem die jeweilige Anlage erreicht werden kann!\“, sagt Peter Heuchert, Team Leader Web Competence Center bei MAN Diesel: \“Zudem stiegen die Kosten für die Pflege der Lösung sowie die Aufwendungen für die Verbindungen stetig an. Da immer mehr Wartungs-Zugänge benötigt wurden, brauchten wir hier einen zuverlässigen und kostengünstigen Standard.\“

Anforderungen für komfortable Wartungs-Lösung

Folgende Anforderungen sollte die Fernwartungs-Lösung erfüllen: Standardisierter Zugang zu allen Anlagen bis hin zu Schiffen; automatischer Datentransfer von den Anlagen zum Service Center; hohe Zuverlässigkeit der Verbindungen, direkte Anbindung an das Firmennetzwerk in Augsburg auf Basis erprobter Technologie mit hochwertiger IT-Sicherheit. Angesichts dieses Profils mit besonderen Anforderungen im sensiblen Bereich der Netzwerk-Sicherheit fiel der Blick auf die Lösung des IT-Security-Unternehmens Genua. Die Firma sorgt für IT-Sicherheit im Netzwerk der gesamten MAN-Gruppe, zu der MAN Diesel als Tochtergesellschaft gehört. Genua hatte bereits bei anderen MAN-Töchtern Fernwartungs-Lösungen installiert. Kern dieser Lösungen ist die Fernwartungs-Appliance GenuBox. Mit der GenuBox werden standardisierte Fernwartungs-Zugänge eingerichtet. Dazu werden die Boxen an den jeweiligen Endpunkten – also an den betreuten Anlagen sowie dem zentralen Service Center – installiert. Sie erzeugen mit dem Protokoll SSH stark verschlüsselte Verbindungen. Über dieses sogenannte Virtual Private Network (VPN) können Daten sicher über öffentliche Netze wie z.B. das Internet zwischen den betreuten Anlagen und dem Service Center ausgetauscht werden. Die GenuBox ist speziell für den Einsatz in rauen Industrieumgebungen als robuste, wartungsfreie Appliance ohne bewegliche Teile wie Lüfter konstruiert.

Appliance GenuBox

Darüber hinaus bietet die GenuBox eine Applikations-Plattform. Hier ist Platz für Anwendungen, die vor Ort bei der betreuten Anlage ausgeführt werden. \“Für den schlichten Datenaustausch über ein VPN gibt es viele Lösungen, das Interessante an dieser Appliance ist aber die Intelligenz: Der Box kann durch das Aufspielen von Anwendungen vieles beigebracht werden, um komplexe Aufgaben selbständig am Einsatzort zu erledigen\“, betont Franz-Josef Granderath, der als Leader GenuBox Team bei MAN IT Services bereits mehrere Fernwartungs-Projekte durchgeführt hat. Dank ihrer Intelligenz kann die Wartungs-Appliance bei den Motoren vor Ort diese Aufgaben bearbeiten: Einmal pro Tag und Motor werden ca. 1MB Messdaten beschafft. Dazu greift die Box auf den Datalogger des Motor-Management-Systems zu und legt die Datei auf dem eigenen Flash-Speicher ab. Dann wartet sie bis zum verabredeten Zeitpunkt, an dem die Daten jeden Tag im Augsburger PrimeServ Service Center eintreffen sollen. Jetzt werden die Daten von der Box für eine schnelle und sichere Übertragung komprimiert, verschlüsselt und via VPN übertragen.

Alle Wege führen – nach Augsburg

Über welchen Weg das VPN nach Augsburg aufgebaut wird, hängt vom Standort der Anlage ab. In stationären Kraftwerken eingesetzte Appliances nutzen die vorhandene Internet-Anbindung und sind somit ständig mit dem Service Center verbunden. Mehr Raffinesse ist hier von Boxen gefordert, die auf Schiffen installiert sind. Von Fährschiffen, die regelmäßig in Häfen einlaufen, werden die Daten in Landnähe über das erreichbare Mobilfunknetz (GPRS) versendet, Handelsschiffe auf Hochseerouten gehen über Satellit. Alle abgesetzten Meldungen kommen schließlich via VPN an der zentralen GenuBox in Augsburg an. Diese Box ist in einer sogenannten demilitarisierten Zone platziert, die sowohl vom Unternehmensnetz als auch vom Internet durch die Firewall abgetrennt ist und somit hochwertige IT-Sicherheit garantiert. Die Meldungen werden hier entschlüsselt, dekomprimiert und an das Service Center weitergeleitet, wo sie in einer übersichtlichen Web-Oberfläche erscheinen. \“Durch diese täglichen Meldungen haben wir unsere Motoren stets im Blick. Sollte einmal die Wartungsverbindung unterbrochen sein, fällt dies durch die ausbleibende Meldung sofort auf und wir können das Problem unmittelbar lösen\“, erläutert Robert Oelker vom Technischen Service bei MAN Diesel.

Zugriff auf Motor-Management-System

Deuten die empfangenen Messdaten auf ein Problem bei einem Motor hin, kann der technische Service die Wartungsverbindung in umgekehrter Richtung nutzen und sich direkt auf das lokale Diagnose- und Management-System aufschalten. So haben die Augsburger Spezialisten Zugriff auf alle Live-Messdaten und können eine fundierte Analyse erstellen. Falls jetzt beispielsweise die Einspritzung des Common Rail verändert werden muss, wird je nach Service-Paket entweder der Anlagenbetreiber informiert oder die Anpassung direkt von den Spezialisten via Fernzugriff vorgenommen. Auch Software-Updates für die Diagnose- und Management Systeme werden über diesen Weg auf die weltweit verteilten Anlagen eingespielt. Der erste Fernwartungs-Zugang mit GenuBox ging im Juni 2005 zwischen Pacora in Panama und Augsburg in Betrieb, heute sind bereits 15 Anlagen zu Lande und zu Wasser an das Service Center von MAN Diesel angebunden. Peter Heuchert: \“Mit unserer Fernwartungs-Lösung kommen wir überall hin und können zuverlässigen Service bieten. Unsere Kunden schätzen diesen Service, die Anzahl der via Internet betreuten Anlagen wird stetig weiter zunehmen.\“

MAN Diesel SE
http://www.man.de

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