schalt.net vernetzt den deutschen Schaltanlagenbau

Hans-Werner Meyer, technischer Geschäftsführer des Schaltschrankspezialisten Lohmeier und Vorstand des Bundesverbands deutscher Schaltanlagenhersteller e.V. (BDSAH), beantwortet unserem Chefredakteur Kai Binder einige Fragen zum neu gegründeten Verein.

Herr Meyer, Ihr Unternehmen zählt zu den Gründungsmitgliedern des BDSAH, des Bundesverbands deutscher Schaltanlagenhersteller e.V. Wozu dient der Verband? Welche Ziele verfolgt er?

Der BDSAH ist ein Zusammenschluss von Schaltschrankherstellern, Komponentenlieferanten, Softwareentwicklern und Lösungsanbietern. Er steht allen Marktteilnehmern offen, die im deutschen Schaltanlagenbau aktiv sind. Wir möchten die Protagonisten dieser Branche besser vernetzen, um die regionale Kooperation zu stärken, und Herstellern die Suche nach geeigneten Zulieferern zu erleichtern. Es soll einen besseren brancheninternen Informationsfluss geben, gerade dort, wo es um spezielles Know-how geht. Wir gehen davon aus, dass alle Mitglieder davon profitieren werden und wir im Endeffekt damit den Standort Deutschland stärken.

Mit welchen Mitteln wollen Sie das im Einzelnen erreichen?

Mit der Website schalt.net haben wir eine zentrale Informationsplattform geschaffen, in der wir wichtiges Branchenwissen, etwa zu Normen, Verfahren, Kennzeichnungspflichten, branchenspezifischen Anforderungen etc. in einem Wiki bündeln, das kontinuierlich erweitert und aktualisiert wird und jedem zur Verfügung steht. Darüber hinaus umfasst die schalt.net-Plattform moderierte Diskussionsforen, in denen sich Experten austauschen können. Weitere Schritte sehen aber auch vor, gemeinsam Marketing- und Öffentlichkeitsarbeit zu betreiben.

Anfang Oktober hat unser Verlag die erste Ausgabe der Zeitschrift \’SCHALTSCHRANKBAU\‘ herausgebracht. Zur SPS IPC Drives geht nun der BDSAH mit seiner Online-Plattform schalt.net an die Öffentlichkeit – haben Sie sich da von uns inspirieren lassen?

So kann man das nicht sagen, denn über eine Vereinsgründung haben wir bereits im Laufe des Jahres 2013 nachgedacht. Sie erfolgte dann im Januar 2014. Aber diese Neuerscheinung und unser fast gleichzeitiger Schritt an die Öffentlichkeit zeigen eines deutlich: Immer mehr Leute machen sich über bessere Lösungen im Schaltanlagenbau Gedanken. Bei Lohmeier verzeichnen wir zum Beispiel einen stetig steigenden Bedarf an individuell ausgelegten Schaltschranklösungen – da sind wir häufig darauf angewiesen, mit anderen Unternehmen zusammenzuarbeiten, denn als Mittelständler kann man zwangsläufig nicht auf allen Gebieten Experte sein. Zusammen kann man dann allerdings exzellente Systemlösungen liefern.

Den BDSAH gibt es also bereits seit fast einem Jahr – weshalb haben sie bisher im Verborgenen gewirkt?

Wir wollten zunächst das Portal fertigstellen – und damit die zentrale Schnittstelle für die aktiven und potenziellen Mitglieder, aber auch für alle, die sich allgemein für die Tätigkeit des BDSAH interessieren. Die Zeit seit der Vereinsgründung haben wir also genutzt, um Wissen zusammenzutragen, und können Interessenten nun ein hilfreiches Tool rund um den Schaltanlagenbau zur Verfügung stellen. Sie kennen das ja sicher selbst: Wenn man eine neue Website besucht, bei der noch die Inhalte fehlen und nur \’besuchen Sie uns bald wieder\‘ da steht, verliert man schnell das Interesse.

Sie betreiben also ein Lexikon des Schaltanlagenbaus?

Lexikon ist zu kurz gegriffen. Wie ich bereits erwähnte, stellen wir ein Wiki zusammen. Damit wird das Portal zu einem Wissensspeicher, den die Mitglieder zusammentragen und der stetig ergänzt wird. Bei einem offenen Wissenspool ist ja das Schöne, dass alle viel entnehmen können, wenn jeder ein wenig beiträgt. Und auch wer mit dem Schreiben von zur Veröffentlichung gedachten Beiträgen keine Übung hat, braucht sich keine Sorgen zu machen – die Texte werden von der Berliner Presseagentur gii um Rüdiger Eikmeier redaktionell betreut. Den Foren unserer Website kommt eine besondere Bedeutung zu: Sie bieten die Gelegenheit, Fragen zu komplexen Sachverhalten an eine große Anzahl von Experten zu adressieren und unmittelbar mit anderen Ideen auszutauschen. Gespeicherte Diskussionen können von anderen Teilnehmern natürlich auch als Wissensfundus genutzt werden. Unser Web-Portal steht übrigens nicht nur Mitgliedern, sondern allen Interessenten aus der Branche offen. Dabei legen wir allerdings Wert darauf, dass sich alle Nutzer mit ihrem Klarnamen sowie dem Namen ihrer Firma anmelden.

Haben Sie und die anderen Mitglieder nicht die Befürchtung, Ihre Karten dabei zu sehr offenzulegen?

Nein, um unser Know-how machen wir uns keine Sorgen. Die fertigen Schaltanlagen stehen beim Endnutzer ja sowieso zur Inspektion zur Verfügung. Alle einzelnen Produkte könnte man sich auch übers Internet zusammenbestellen – nur wäre das deutlich mühsamer, als mit Experten zusammenzuarbeiten. Einen verstärkten Erfahrungsaustausch sehen wir vielmehr als vorteilhaft, denn so entstehen ganz neue Impulse und Ideen.

Zurück zum Verein: Können Sie uns dessen Aufbau erläutern?

Neben Lohmeier zählen die Unternehmen Steinhauer Elektromaschinen, Fibox, Wscad electronic, Pfannenberg und Pflitsch zu den Gründungsmitgliedern. Wir haben uns zunächst für diesen relativ kleinen Kreis entschieden, da wir in der Anfangsphase Entscheidungen auf dem kurzen Weg treffen mussten, um schnell loslegen zu können. Der BDSAH ist ein eingetragener Verein, die Satzung sowie weitere Details kann jeder unter www.bdsah.de einsehen. Unser Mitgliedermodell ist zweistufig: Die Vollmitgliedschaft ist Firmen vorbehalten, die als Dienstleister oder Komponentenhersteller im Schaltanlagenbau tätig sind. Vollmitglieder finanzieren durch ihren Mitgliedsbeitrag die Vereinsaktivitäten. Elektrotechniker oder Maschinenbauer mit eigener Schaltanlagenbau-Abteilung werden assoziierte Mitglieder, die sich über eine Profilseite auf unserem Portal präsentieren können.

Wie werden beim BDSAH Entscheidungen getroffen?

Wir haben wie jeder Verein eine Mitgliederversammlung. Alle stimmberechtigten Vollmitglieder wählen den Aufsichtsrat, dieser wählt den Vorstand. Dabei bekommt jedes vertretene Unternehmen unabhängig von der Größe genau eine Stimme – uns liegt nämlich sehr daran, den hochspezialisierten deutschen Mittelstand zu repräsentieren. Diese Regelung wird auch gelten, falls in Zukunft Konzerne bei uns Mitglied werden.

Was werden die nächsten Schritte sein?

Zunächst einmal werden wir die SPS IPC Drives nutzen, um auf den neuen Verband aufmerksam zu machen, neue Mitglieder einzuwerben und mit potenziellen Mitgliedern ins Gespräch zu kommen – einige Bereiche des Schaltanlagenbaus, z.B. Klemmen, sind derzeit noch unterrepräsentiert. Natürlich wollen wir auch verstärkt zu einer Mitarbeit auf schalt.net anregen. Nur so kann die Website für alle zu einer wertvollen, offen zugänglichen Informationsquelle werden, die zum einen das Wissen der deutschen Schaltanlagenbranche bündelt und zum anderen der direkten Vernetzung der Unternehmen dient. In diesem Sinne empfehle ich allen interessierten Unternehmen, sich auf dem BDSAH-Portal über den Verband zu informieren – oder noch besser – Mitglied zu werden, das Portal mitzugestalten und gemeinsam von den Vorteilen zu profitieren. Wer auf der SPS IPC Drives ist, findet an den Ständen der genannten Gründungsmitglieder auch erste Anlaufpunkte, um mit uns ins Gespräch zu kommen.

Lohmeier Schaltschranksysteme GmbH & Co. KG
http://www.lohmeier.de

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