Tipps zur Planung

Linearsysteme in rauen Umgebungen

Lineare Achssteuerungssysteme sind einer Vielzahl rauer Industrieumgebungen ausgesetzt. Die sorgfältige Spezifizierung und Auswahl der einzelnen Systemkomponenten, genauso wie eine wohl überlegte Planung, kann die Risiken bei solchen Einsatzbedingungen deutlich reduzieren.

Wasser- und/oder Chemikalienspritzer

In dieser Umgebung kann das System vorübergehend mit Flüssigkeit in Berührung kommen, durch unsachgemäße Benutzung oder nicht korrekt angebrachten Komponenten. Ein Kontakt mir Flüssigkeit ist jedoch in der Regel beim normalen Betrieb nicht zu erwarten. Dennoch müssen bei diesen Anwendungen die Kugelführungen und Linearlager korrosionsfest ausgeführt sein. Bei Rundschienenlagern bedeutet das, die Welle muss verchromt oder aus 440C-Edelstahl gefertigt sein. Die Linearlager sollten mit verchromten Lagerplatten und Edelstahlkugeln ausgestattet sein. Der weichere Werkstoff Edelstahl der Kugellager und Welle bedeutet normalerweise eine Traglastreduzierung von 30%, was im Rahmen der Planung zu berücksichtigen ist. Für Profilschienenlager wird eine Dünnschichtverchromung empfohlen. Gleitlager, häufig als Prismenführung bezeichnet, stellen eine Alternative zu Wälzkörperlagern dar. Sie bestehen aus speziellem Polymer mit hoher chemischer Korrosionsfestigkeit. Je nach Art der Chemikalienspritzer reichen Faltenbalgdichtungen möglicherweise aus, eine vollständig gekapselte Einheit ist jedoch vorzuziehen.

Wasser- und/oder Chemikaliensprühnebel

Diese Bedingungen liegen in Bezug auf die Belastung eine Ebene über den zuvor beschriebenen. Hier gehört ein Sprühnebel oder Schleier zum normalen Betriebsablauf und die Linearführungen sind kondensierende Umgebung direkt ausgesetzt. Kühlnebel auf Maschinenteilen im Normalbetrieb zählt ebenfalls zu dieser Belastungsklasse. In diesem Szenario kommen das Lager und die Führungen in Kontakt mit der Flüssigkeit, wenn kein mechanischer Schutz angebracht wird. Hier ist eine vollständig gekapselte Einheit unverzichtbar. Aufgrund der hohen Belastung durch den Sprühnebel bieten sich statt Wälzkörperlagern die oben beschriebenen prismengeführten Lager an. Zudem sollte auch von einem System mit Kugelgewindetrieb abgesehen werden. Stattdessen ist ein Polyurethan-Riemenantriebssystem besser geeignet, um mit den chemisch-korrosiven Bedingungen zurecht zu kommen. Kugelführung bzw. Auflageschiene und Welle sind in Standard- oder Edelstahl, Armoloy-beschichtet oder verchromt ausgeführt. Diese Komponenten bestimmen die Traglast und Lastmoment-Kapazität des gesamten Systems. Sie eignen sich für Anwendungsbereiche wie Standard-Produktionsumgebungen, mittlere bis schwere Staubentwicklung sowie Stoßdruck-Anwendungen mit Vibrationen.

Hochdruck-/Hochtemperatur-Strahlwasser

Diese Umgebung findet sich in der Regel in der Lebensmittelverarbeitung. Hier werden die Maschinen mit Hochdruck-Strahlwasser gereinigt. Die Schlitten kommen dabei nicht nur mit der Flüssigkeit in Berührung, sondern sind zudem einem beträchtlichen Druck durch den Reinigungsprozess ausgesetzt. Durch das Strahlwasser würden Standardstahlbauteile rosten. Daher müssen verchromte und korrosionsfeste Lager und Kugelführungen sowie Edelstahl-Montagematerial verwendet werden. Prismenführungen sind ebenfalls geeignet, sollten jedoch bei hohen Temperaturen vermieden werden, da ihr Polymer-Werkstoff nicht so temperaturbeständig ist wie metallene Wälzkörper. Die Lineareinheit sollte offen ausgeführt sein und Spülanschlüsse oder Ablauföffnungen aufweisen, um die Reinigungsflüssigkeit abzuführen. Bei hohen Temperaturen ist ein spezielles Schmiermittel einzusetzen. Bei derart hohen Temperaturen sollten zudem alle Dichtungen und sonstigen Kunststoffteile entfernt werden.

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THOMSON NEFF GmbH
http://www.thomsonlinear.de

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