Industriegetriebe

Von der Komponente zur Systemlösung
Lange Zeit war Nabtesco in Europa nur auf die Logistik und den Vertrieb von Getrieben des japanischen Mutterkonzerns spezialisiert. Nun soll die Engineering-Kompetenz in Deutschland und Europa ausgebaut werden. Das Unternehmen will sich vom Komponenten- zum Systemlieferanten entwickeln.

Mit dem RV-Präzisionsgetriebe fertigt Nabtesco ein Produkt, das seit langer Zeit in Fahrmotoren von Baumaschinen und Industrierobotern verbaut wird. Nun will das internationale Unternehmen nicht mehr nur als reiner Komponentenlieferant auftreten, sondern auf ganzheitliche Lösungen setzen. \“Wir haben festgestellt, dass sich der Markt verändert hat und auch viele kleinere Unternehmen aus verschiedenen Industriebereichen Interesse an unseren Getrieben haben\“, sagt Daniel Obladen aus dem Sales-Team der deutschen Nabtesco-Niederlassung. \“Diese bevorzugen oft Plug&Play-Lösungen, da sie nicht über die entsprechenden Engineering-Kapazitäten verfügen, um Anbauteile wie Flansche und Ritzel im eigenen Haus zu fertigen\“. Deshalb hat Nabtesco eine Strategie entwickelt, um modulare Getriebe-Konzepte, zusätzliche Engineering-Kompetenzen sowie Service-Leistungen für ein noch breiteres Anwendungsspektrum für den europäischen Markt anzubieten.

Kompetenz vor Ort

Im ersten Schritt wurde 2011 und 2012 lokale Engineering-Kapazität aufgebaut. Dafür mussten Lieferanten in Europa und in Deutschland gefunden werden, um die Fertigung und die Montage der Teile zu übernehmen. Bei der deutschen Niederlassung wurde zudem die Mannschaft an Konstrukteuren und Ingenieuren verstärkt. Darüber hinaus wurden spezielle Software-Lizenzen für die Getriebeauslegung und das Design beschafft. Die Qualifizierung erfolgte gemäß dem Qualitäts-Management-System der Nabtesco Corporation. Zeichnungen und Spezifikationen wurden vom JIS-Standard (Japanese Industrial Standard) in den ISO-Standard umgewandelt. Mit den modularen Getrieben kann Nabtesco viele Kundenanforderungen mit nur wenigen Bauteilen erfüllen. \“Wir bieten Basisgetriebe, die mit diversen Flanschen oder Ritzeln kombiniert werden können\“, so Obladen. Durch das lokale Engineering können dann individuelle Anforderungen erfüllt werden – z.B. bei Handling-Systemen, im Bereich der Werkzeugmaschinen, in der Medizintechnik sowie in der Verpackungs- und Lebensmittelindustrie.

ETO: Engineer to Order

\“Bei unserer ETO-Strategie geht es darum, dass wir dem Kunden nicht nur das eigentliche Getriebe zur Verfügung stellen, sondern auch das entsprechende Engineering anbieten, indem wir uns um die Auslegung und Montage kümmern\“, erklärt Obladen. In den vergangenen Monaten wurden bereits ausgewählte Projekte bei bestehenden Kunden realisiert und erfolgreich im Feld getestet. Das Engineering- sowie das Projekt-Controlling-Team im Haus wurden deshalb nochmals verstärkt. Mit dem Standortwechsel nach Düsseldorf im Sommer 2014 hat Nabtesco zudem weitere Montagekapazität geschaffen. Zusätzlich wird die Installation von Prüfvorrichtungen sowie erster Maschinen vorbereitet. Im laufenden Jahr will das Unternehmen dann mit der In-House-Montage seiner RH-N-Serie sowie kundenspezifischer Lösungen beginnen.

Modulare Getriebeserie für mehr Flexibilität

Der Entwicklungsansatz der leistungsstarken Reduktionsgetriebeköpfe der RH-N-Serie ist ein modulares Design mit definierten Schnittstellen und hoher Flexibilität sowie eine schnelle und einfache Integration in den Antriebsstrang. Sie basieren auf dem leichten RV-N-Getriebe von Nabtesco. Mit der neuen Getriebekopfserie will das Unternehmen den Anforderungen in modernen Drehtischen, Werkzeugmaschinen und zahlreichen anderen Handling-Applikationen gerecht werden. Sie erfordern zwar hohe Drehmomentleistungen und Präzision, doch steht häufig nur wenig Bauraum zur Verfügung. Genau hier setzt die RH-N-Serie an: Sie ist leicht, kompakt und dennoch leistungsstark konstruiert und bietet so neue Einsatzmöglichkeiten. Die in Deutschland endmontierten, vorgeschmierten Getriebeköpfe sind nicht nur leistungsstärker, sondern auch wartungsarm. Für die kompakte und steife Bauform sorgt ein in die Abtriebswelle integrierter Innenring des Hauptlagers. Die hohe Leistungsdichte wird unter anderem durch eine Verstärkung der Exzenterwellenlagerung erzielt. Die kompakten Getriebeköpfe der RH-N-Serie bieten darüber hinaus beim Einsatz in der Werkzeugmaschine die Möglichkeit, zwischen Wellen- und Gehäuserotation zu wählen. Die Vorteile der Gehäuserotation sind die einfache Montage und dass ein Werkzeugwechsel ohne viel Aufwand über den Gehäuseabtrieb erfolgen kann. Das gegenüber bisherigen Getriebeköpfen reduzierte Gewicht stellt eine niedrigere Massenträgheit und so auch verbesserte Lastbedingungen sicher. Durch eine verbesserte Wärmebehandlung im Rahmen des Produktionsprozesses werden außerdem deutlich verlängerte Standzeiten der Getriebeköpfe gewährleistet. Für eine Vielzahl von Einsatzmöglichkeiten gibt es diverse Baugrößen mit Nennmomenten von 245 bis 22.500Nm. Da Antriebsritzel und ein Motorflansch für gängige Motortypen bereits in den Getriebekopf integriert sind, ist die neue Baureihe eine Plug&Play-Lösung für jeden Maschinenkonstrukteur.

Seiten: 1 2Auf einer Seite lesen

Nabtesco Precision Europe GmbH
http://www.nabtesco-precision.de

Das könnte Sie auch Interessieren

Weitere Beiträge

Bild: Ceratizit Deutschland GmbH
Bild: Ceratizit Deutschland GmbH
Werkzeuge – immer passend

Werkzeuge – immer passend

Eine digitalisierte Fertigung hat viele Gesichter… und Recker Technik aus Eschweiler setzt ihr auf jeden Fall einen Smiley auf. Dort bringt die Produktion mit digitalen Zwillingen mehr Effizienz in den Alltag sowie gleichzeitig mehr Überblick über das Toolmanagement und die Werkzeugkosten. Mit dabei: Zwei Tool-O-Maten, die intelligenten Werkzeugausgabesysteme von Ceratizit – dank denen immer das passende Werkzeug für den Job zur Hand ist.

mehr lesen
Bild: Hainbuch GmbH
Bild: Hainbuch GmbH
„Wie passende Spanntechnik die Automation voranbringt“

„Wie passende Spanntechnik die Automation voranbringt“

Zunehmend individuellere Kundenanforderungen, mehr Schwankungen im Auftragseingang und weniger Fachkräfte – diese Faktoren beeinflussen die Fertigungsplanung zunehmend. Gerade bei kleinen Herstellungschargen mit Losgrößen unter 100 macht in diesem Spannungsfeld die Automatisierung, etwa von Hainbuch, den Unterschied. Ein entscheidender Ansatzpunkt in der Umsetzung ist neben Maschine, Roboter und Bediener der Rüst- und Spannprozess.

mehr lesen
Bild: Schunk SE & Co. KG Spanntechnik
Bild: Schunk SE & Co. KG Spanntechnik
Futter für die Ewigkeit

Futter für die Ewigkeit

Siemens Energy setzt für die Präzisionsbearbeitung an einer Horizontaldrehmaschine Magnos Elektropermanent-Magnetspannfutter von Schunk ein. Dank der gleichmäßig dauerhaft wirkenden Magnetspannkraft erfolgt das Spannen der Werkstücke deformations- und vibrationsarm – für eine ausgezeichnete Bearbeitungs- und Oberflächenqualität. Mit der zugehörigen App lässt sich die Spannsituation simulieren und sicher parametrieren.

mehr lesen