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VR-InnovationsPreis Mittelstand: Weltweit einzigartiges Verfahren macht Fliegen sicherer

VR-InnovationsPreis Mittelstand 2020
BWGV

Als Fluggast kann man sich nur wünschen, dass das Flugzeug vor dem Start mit dieser Innovation aus Konstanz auf mögliche Beschädigungen überprüft wurde: Das Unternehmen 8tree GmbH hat ein weltweit einzigartiges 3D-Scan-Verfahren entwickelt, mit dem Beschädigungen an der Außenhaut eines Flugzeugs identifiziert und dokumentiert werden – und dies um ein Vielfaches schneller und genauer als mit bisherigen Verfahren. „dentCHECK“ heißt das innovative System, das mittlerweile von zahlreichen großen Fluggesellschaften angewendet wird und letztendlich das Fliegen sicherer macht. Dafür erhält das 2012 gegründete Unternehmen den VR-InnovationsPreis Mittelstand 2020 der baden-württembergischen Volksbanken und Raiffeisenbanken, der in diesem Jahr zum 20. Mal verliehen wird. Er zählt zu den wichtigsten und am höchsten dotierten Auszeichnungen für den baden-württembergischen Mittelstand. Übergeben wird der mit 20.000 Euro dotierte Preis an die 8tree GmbH von Dr. Roman Glaser, Präsident des Baden-Württembergischen Genossenschaftsverbands (BWGV).

Darüber hinaus wurden zwei weitere beeindruckende Innovationen von der Jury ausgezeichnet. Den ebenfalls mit 20.000 Euro dotierten Preis des Handwerks erhält die Hodapp GmbH & Co. KG aus Achern (Ortenaukreis) für die Entwicklung einer Fluchttür, die den extrem hohen Anforderungen für den Einsatz in Hochgeschwindigkeitstunneln der Deutschen Bahn standhält und trotzdem zweiflüglig ist und sich zu beiden Seiten öffnen lässt. Hodapp ist dies als erstem Unternehmen weltweit gelungen. Dank dieser einzigartigen Innovation können Fluchtwege breiter als bisher möglich angelegt werden. Der mit 10.000 Euro dotierte Förderpreis der Genossenschaftlichen FinanzGruppe Volksbanken Raiffeisenbanken geht an die 4e solutions GmbH aus Filderstadt (Landkreis Esslingen), die Vesperboxen, Vorratsdosen sowie Geschirr ausschließlich aus nachwachsenden Rohstoffen produziert. Die unter der Marke „ajaa!“ vertriebenen Haushaltswaren kommen komplett ohne Plastik, Weichmacher und Erdöl aus und werden auf der Basis von Zuckerrohr hergestellt. Dabei sind sie spülmaschinenfest, gefriersicher, geruchsdicht, vegan, komplett biologisch abbaubar und recycelbar.

Glaser: Preisträger zeigen „Kreativität, Mut und Beharrlichkeit“

„Alle Preisträger hätten es verdient, auf großer Bühne vor rund 1.500 Gästen im Rahmen unseres VR-Mittelstandstags ausgezeichnet zu werden“, betont Glaser. Doch die Veranstaltung musste aufgrund der Coronavirus-Pandemie erstmalig abgesagt werden – und deshalb wurde den Preisträgern im kleinen Rahmen jeweils vor Ort gratuliert. Glaser: „Die Preisträger beweisen eindrucksvoll, wie mit Kreativität, unternehmerischem Mut, Beharrlichkeit und Entschlossenheit Lösungen für bestehende Herausforderungen entwickelt werden können.“

Volksbanken und Raiffeisenbanken sind nah an den Unternehmen

Die Förderung von Innovationen sei essenziell für Baden-Württemberg – gerade auch in wirtschaftlich und gesellschaftlich herausfordernden Zeiten wie heute.  Glaser: „Die Corona-bedingten Auswirkungen machen die immense Bedeutung von Forschung und Entwicklung noch sichtbarer. Sie führen vor Augen, wie elementar Innovationen sowie stetige Veränderungsbereitschaft und ein an den Bedürfnissen der Lebenswirklichkeiten sowie der Arbeitsprozesse ausgerichteter Transformationsprozess sind.“ Glaser unterstreicht in diesem Zusammenhang die Bedeutung der Volksbanken und Raiffeisenbanken im Land: „Unsere Genossenschaftsbanken sind traditionell nah an den Unternehmen in den Regionen und können daher Potenziale und Entwicklungsmöglichkeiten bestmöglich bewerten – und mit Krediten fördern“. Im vergangenen Jahr haben die Volksbanken und Raiffeisenbanken in Baden-Württemberg Unternehmen und Betriebe mit Krediten in Höhe von 44,4 Milliarden Euro unterstützt. „Gerade die Coronavirus-Krise zeigt, wie wichtig ein verlässlicher und starker Finanzpartner für kleine und mittlere Unternehmen ist. Unsere Banken sind auch in schwierigen Zeiten ansprechbar, sie übernehmen in den Regionen Verantwortung, sie leben Solidarität und echte Partnerschaft“, so der BWGV-Präsident.

3D-Scanner aus Konstanz entdeckt und vermisst Schäden

Partner des diesjährigen Hauptpreisträgers ist die Volksbank Überlingen, die die 8tree GmbH aus Konstanz für den VR-InnovationsPreis seit Jahren begleitet. Mit „dentCHECK“ hat die Firma einen 3D-Scanner entwickelt, mit dessen Hilfe innerhalb weniger Minuten Strukturschäden an der Außenhülle von Flugzeugen entdeckt, vermessen und dokumentiert werden können. Denn auch Flugzeuge holen sich im Alltag immer wieder Dellen (englisch: dents) – sei es durch Vogelschlag, Hagel oder einer Berührung mit der Passagiertreppe oder einem Versorgungsfahrzeug am Boden. In solchen Fällen muss genau hingeschaut werden: Hat es einen Schaden gegeben, der vielleicht nicht gleich auf den ersten Blick zu sehen ist? Wie groß und tief ist die Delle? Besteht ein Sicherheitsrisiko? Eine exakte Bestimmung der Beschädigung ist zwingend notwendig, um entscheiden zu können, ob das Flugzeug gleich wieder in die Luft kann oder repariert werden muss.

Dabei spielt neben der Genauigkeit auch der Faktor Zeit eine wichtige Rolle. Mit „dentCHECK“ kann diese sicherheitsrelevante Überprüfung in einem Bruchteil der bisherigen Zeit absolviert werden. Hat die mechanische Überprüfung (ein Lineal zur Bestimmung der Größe und eine Messuhr für die Tiefe) von eventuell beschädigten Stellen an der Flugzeugstruktur im Schnitt etwa eine Stunde gedauert, so braucht der Mechaniker mit „dentCHECK“ nur noch sechs Minuten – ein Scan selbst dauert gerade einmal eine Zehntelsekunde. Die Zeit zur Begutachtung wird somit um bis zu 90 Prozent reduziert. Und auch die Messdaten sind um ein Vielfaches exakter: Die Genauigkeit ist um bis zu 37-mal höher, und die Datenqualität ist nicht mehr abhängig von der individuellen Sorgfalt des Mechanikers.

Wie funktioniert das Verfahren? Das Gerät wird per Hand über die zu untersuchende Stelle gehalten und in 0,1 Sekunden wird die Oberfläche abgescannt. Das erzeugte dreidimensionale Bild wird mit der vorgegebenen Norm verglichen, sodass Abweichungen erkannt werden. Das Ergebnis wird sofort in Echtzeit auf der Oberfläche des Flugzeugs angezeigt, farblich so aufbereitet, dass der Schaden sichtbar wird. Gleichzeitig werden die Messergebnisse sowie zusätzliche Informationen in das projizierte Bild eingeblendet – wie der Spielstand bei der Live-Übertragung eines Fußballspiels auf dem Fernseher. Außerdem werden die Daten per Cloud-Software direkt übertragen und zur Dokumentation gespeichert. Die Vorteile dieser Innovation aus Konstanz hat auch zahlreiche Fluglinien und Flugzeughersteller überzeugt: Inzwischen gehören Lufthansa Technik, Delta Airlines oder Airbus zu den Kunden der 8tree GmbH.

Flucht- und Rettungstür aus Achern erhöht Sicherheit im Tunnel

Auch der Gewinner des Preises des Handwerks, der von der Volksbank in der Ortenau betreut wird, hat sich einer bisher ungelösten Herausforderung in der Verkehrsbranche angenommen: Die Hodapp GmbH & Co. KG aus Achern hat eine Flucht- und Rettungstür entwickelt, die den ungemein hohen Anforderungen für den Betrieb in den Hochgeschwindigkeitstunneln der Deutschen Bahn standhält und trotzdem zweiflüglig ist und sich in beide Richtungen öffnen lässt. Bisher konnten stets nur zwei Türen nebeneinander eingebaut werden, von denen die eine nach Außen und die andere nach Innen öffnete. Durch die Innovation aus Achern kann nun ein bedeutend breiterer Durchgang (zwei Meter) für den Leben rettenden Flucht- und Rettungsweg geschaffen werden – dies ist weltweit einzigartig.

„HPT2“ nennt das in dritter Generation geleitete Familienunternehmen die Tür, die Kurzform für „Hodapp Pendeltür zweiflüglig“. Das beidseitige Öffnen ist entscheidend, da im Notfall nicht nur Menschen vom Tunnel nach Außen gelangen, sondern Rettungskräfte auch ins Innere kommen müssen. Darüber hinaus sind die Türen feuerhemmend, rauchdicht und selbstschließend, sie sind ungemein widerstandsfähig gegenüber den hohen aerodynamischen Belastungen, die beim Durchfahren der ICE-Züge entstehen, und darüber hinaus sind sie auf eine verlässlich lange Nutzungsdauer von bis zu 25 Jahren ausgelegt. Dementsprechend aufwendig und langwierig war der Weg bis zur Zulassung der Tür durch das Eisenbahn-Bundesamt. Knapp zehn Jahre dauerte die Entwicklung, Produktprüfung und Testphase bis zur Zulassung. Der lange Atem lohnt sich nun für das Unternehmen: Hodapp hat den Auftrag bekommen für das Bahnprojekt Stuttgart 21 alle Türen zu produzieren, die im Gleisbereich liegen. Und das 1946 gegründete Traditionsunternehmen denkt schon weiter: Unter Beachtung landesspezifischer Anforderungen kann HPT2 modifiziert und angepasst werden, um auch in weiteren Ländern in Hochgeschwindigkeits-Bahntunneln eingesetzt zu werden.

Haushaltswaren komplett aus Biokunststoff hergestellt

Wie es sich für ein klassisches Start-up gehört, hat bei der 4e solutions GmbH aus Filderstadt alles in einer Garage angefangen. Diese taugt jedoch mittlerweile noch nicht einmal mehr als Lager – denn die komplett aus Biokunststoff hergestellten Haushaltswaren der Marke „ajaa!“ werden immer begehrter. Im Sortiment finden sich Vesperboxen, Vorratsdosen, Babylöffel, Kindergeschirr (Teller, Schüsseln, Becher) und bald auch Trinkflaschen, für die gerade eine Crowdfunding-Aktion läuft. Für alle Produkte gilt: Es gibt sie in knallig bunten Farben, und sie sind komplett ohne schädliche Kunststoffprodukte und -komponenten. Als natürliche Ersatzmaterialien dienen Zuckerrohr und Mineralien (Kalk und Kreide), die im richtigen Mischungsverhältnis für die gewünschten Eigenschaften sorgen. So sind die Produkte alle spülmaschinenfest, sie eignen sich zum Einfrieren, die Oberflächen sind kratzfest und die Dosen geruchsdicht.

Das notwendige Zuckerrohr kommt aus Brasilien. Dort wird es nach der Ernte zuerst für die Zuckerproduktion genutzt, ehe über eine zweite Pressung Zuckerrohrsaft gewonnen werden kann, der nicht mehr für Lebensmittel tauglich ist. Aus diesem Saft wird Alkohol und dann ein Polymer hergestellt, das dann unter Beimischung der Mineralien zu Biokunststoff mit den gewünschten Eigenschaften wird. Hergestellt werden die „ajaa!“-Produkte ausschließlich in Deutschland, um die Lieferwege kurz zu halten. Neben dem eigenen Online-Shop sind die plastikfreien Haushaltswaren unter anderem in Biomärkten, Reformhäusern aber auch bei namhaften Handelsunternehmen wie etwa Edeka erhältlich. Von Anfang an begleitet wird die 4e solutions GmbH von der Volksbank Filder, die das Unternehmen bei der Verwirklichung ihres selbst definierten Mottos stets unterstützt hat: Das finnische „ajaa“ bedeutet „etwas bewegen“.

Videos der drei Preisträger

 

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