Eine Blitzumfrage des VDE hat ergeben, dass die Studienteilnehmer die Innovationskraft Deutschlands in Gefahr sehen. Insgesamt wurden 77 Experten, Manager, Forschungschefs und Hochschulprofessoren im VDE befragt.

Die deutsche Wirtschaft ist derzeit gut aufgestellt, aber wie sieht es in der Zukunft aus? Der Technologieverband VDE hat dazu einen ausgewählten Kreis an Managern, Forschungschefs und Hochschulprofessoren befragt, um herauszufinden, wie es um die Innovationskraft Deutschlands zukünftig bestellt sein wird.

Künstliche Intelligenz ist Top-Thema

Die Mehrheit der Befragten sieht dabei ‘Künstliche Intelligenz‘ (KI) und ihre Anwendungen als das Top-Zukunftsthema. Weit abgeschlagen folgt auf Platz 2 die Automation/Robotik. So hoch für die Experten das Potenzial von KI ist, so niedrig schätzen sie den Entwicklungsstand bei der Erforschung von KI in Deutschland und Europa ein: Nur 3 Prozent sehen Deutschland diesbezüglich als Vorreiter. Als Spitzenreiter bei KI-Technologien sehen die Befragten hingegen die USA (59 Prozent), China (39 Prozent) und Israel (31 Prozent), gefolgt von Japan und Süd-Korea mit jeweils 17 Prozent.

Kampf gegen Windmühlen

„Die USA und China haben einen quantitativen Vorteil: Sie verfügen im Gegensatz zu uns über einen nicht bezifferbaren Schatz an Datensätzen. Selbst wenn wir in Deutschland diese Daten hätten, wir dürften sie nicht verwenden. Es ist ein Kampf gegen Windmühlen, Innovation voranzutreiben, ohne gleichzeitig die starren Leitplanken des Datenschutzes zu verletzen“, sagt Ansgar Hinz, CEO des VDE. „Ohne leichtfertig agieren zu wollen, wir stehen uns in Deutschland selber im Weg und gefährden durch überzogene Regelungen langfristig unsere Wettbewerbsfähigkeit“, so der VDE-Chef weiter.

Keine Führungsrolle

Auch wenn 41 Prozent der Befragten Deutschland als ‘gut aufgestellt‘ sehen, eine führende Rolle Deutschlands in Forschung und Technik bestätigt die Mehrheit der Befragten derzeit nicht. Als ‘Gut aufgestellt‘ gelten dagegen Japan (57 Prozent), Süd-Korea (52 Prozent), China (49 Prozent) und Israel (47 Prozent). „Das Ergebnis überrascht nicht. Auf die Frage, ob es in Deutschland bzw. Europa genügend finanzielle Mittel für die Umsetzung revolutionärer Technologien gibt, antworteten nur 4 Prozent mit ‘ja‘. Es ist kein Geheimnis, dass die USA und China dagegen die Erforschung von KI massiv mit hohen Summen fördern“, sagt Hinz. In Deutschland werde stattdessen lange diskutiert, was wie hoch gefördert wird. Die Politik, so Hinz, müsse endlich aufwachen und die Weichen dafür stellen, dass Unternehmen schnell und unbürokratisch gefördert werden. „Gerade Startups, die revolutionäre Technologien auf den Markt bringen wollen, fehlt es oftmals an Venture Capital. Wir müssen Investitionsbarrieren abbauen und attraktiver für Investoren werden. Wir müssen sie dazu bringen, ihr Geld hierzulande gut zu investieren und nicht nur im Silicon Valley. So können wir vielleicht auch die Gründer von Start-Ups, die ausgewandert sind, zurückgewinnen. Nicht diskutieren, machen“, fordert der VDE-Chef.

Chance im B2B-Bereich

Um Deutschland fit für die Zukunft zu machen und die Digitalisierung zu beschleunigen, empfiehlt der VDE unterschiedliche Maßnahmen: „Unsere Chance liegt im B2B-Bereich, allen voran bei Industrie 4.0, IT-Security und Datenschutz. Der internationale Markt hat besonderes Vertrauen in Sicherheitsprodukte aus Deutschland. Dabei kommen uns unsere strengen Datenschutzrichtlinien einmal zugute“, sagt Hinz. Eine Schlüsselrolle spielt die Mikroelektronik. „Die überwiegende Mehrheit der VDE-Mitgliedsunternehmen fordern, dass die Mikroelektronik als Schlüsseltechnologie in Deutschland und Europa gestärkt werden muss. Mikroelektronik ist immer und überall. Wenn wir Chipdesign und Chipproduktion aus der Hand geben, geben wir letztlich auch neue Anwendungen und Geschäftsmodelle aus der Hand. Auch wenn Asien und die USA führend bleiben mögen, eine wettbewerbsfähige Chip-Industrie in Europa ist unabdingbar. Ansonsten bleibt Europa Importeur von Schlüsseltechnologien. Der Export, und vor allem das Geschäftsmodell Deutschland, kollabiert und damit unsere gesamte Innovationskraft, die uns derzeit so stark macht und für ein Jobwunder sorgt“, warnt Hinz weiter.





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